Sommerfahrt: polnische Masuren


Dabei: nuschel, snickers, töfte, turtle, basti


Tag 1 - Ehhhh ab in den Osten!


Die diesjährige Sommerfahrt des Stammes Monte Veritá startete für mich am Kölner Bahnhof, wo ich zunächst nuschel (der damals noch joe hieß) traf und snickers am Douglas wartete, obwohl wir auf dem Bahnsteig 10 verabredet waren. Auf besagtem Bahnsteig trafen wir turtle und töfte, die auch unser gesamtes Gruppenmaterial aus Aachen mit in die Domstadt gebracht hatten. Unser stellvertretender Stammesführer Felix war zur Verabschiedung gekommen und hatte mir sogar meinen tollen Stammesführerbecher mitgebracht, den ich bei ihm vergessen hatte. Ich glaube das war das erste Mal, dass ich auf eine Fahrt gefahren bin und es mir richtig schwer fiel mich von meiner Stadt zu verabschieden. In Köln ist das echt hart, man fährt noch über die Rheinbrücke und kann sich ganz lange das Stadt Panorama anschauen.

Wir fuhren bis zum Köln-Bonner Flughafen und dort ging unser Flieger nach Warschau. Bis auf die Begegnung mit einer nervenden Studentenverbindung passierte nichts aussergewöhnliches. In Warschau machten wir an einem kleinen, außerhalb gelegenen Bahnhof endlich unseren Anfangskreis.

Da wir am Bahnhof einige Zeit hatten aßen wir einige Teilchen und nutzten die Zeit noch für das ein oder andere sehr gelungene Gruppenfoto. Außerdem belustigten wir einige Passanten mit einer kleinen Singerunde, da wir natürlich eine Gitarre dabei hatten. Von Warschau fuhren wir mit dem Zug nach Olsztyn. Wir hatten ein eigenes Abteil mit relativ bequemen Liegesitzen. Der Kaffee, der uns eigentlich wach halten sollte, wurde von töfte lieber auf seiner Hose verteilt. Ich habe selten eine dermaßen schnelle Reaktion, wie von ihm gesehen. Er sprang auf und hatte im Bruchteil einer Sekunde seine Hose ausgezogen. Trotzdem hatte er sich ordentlich verbrannt, was dank unseres Erste Hilfe Paketes jedoch relativ gut verarztet werden konnte.

Auf der Zugfahrt hatten wir genug Zeit einige Sätze polnisch zu lernen. Turtle bemühte sich uns nach Kräften polnische Sätze beizubringen. Am meisten blieb wohl hängen "Ya nie umiem popolsku" (keine Garantie für Rechtschreibung), was soviel bedeutet wie "Ich spreche kein polnisch". Dabei war turtle die korrekte Aussprache besonders wichtig, was dazu führte, dass wir das umiem über alle Maße betonten und das ganze eine unheimlich witzige Eigendynamik bekam. Wir waren aber auch ziemlich müde. Der netten Frau vom Bordbistro konnte ich mit meinen bereits ordentlichen polnisch Kenntnissen so aber den ein oder anderen Lacher entlocken!

In Olsztyn angekommen bewegten wir uns aus dem Stadtkern heraus eine lange Straße entlang und hofften einen Lagerplatz zu finden. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht, weil wir fälschlicherweise in ein Industriegebiet gelaufen waren. Da es bereits 2 Uhr in der Nacht war sagten wir uns irgendwann, dass das reichen müsste und schliefen auf dem Grünstreifen neben der Hauptstraße.


Tag 2 Vorne Hui, Hinten Pfui

Wir wachten an einer dicht von LKWs befahrenen Hauptstraße auf und zogen uns an. Der ein oder andere Vorbeifahrende hupte und sicherlich fragten sich die Menschen, wer denn freiwillig hier am Straßenrand campierte. Rasch waren die Rucksäcke gepackt und es ging zurück ins Stadtzentrum nach Olsztyn. Auf dem Weg plünderten wir einen Apfelbaum, da wir noch nicht gefrühstückt hatten. Für ein üppiges Frühstück sorgten dann turtle und ich, nachdem wir im großen Supermarkt eingekauft hatten. Wir informierten uns im Anschluss über Züge in die Masuren und töfte und ich gingen los in die Stadt. Zunächst kauften wir eine Angel und suchten danach schier endlos lang nach einer Touristeninformation. Da in Polen so gut wie niemand Englisch kann und man sich eher mit Deutsch weiterhelfen kann, gestaltete sich die Suche schwieriger als gedacht. Doch wir wurden trotzdem fündig und lustigerweise waren vor uns ebenfalls Kölner und vor allem Fans des 1. FC Köln auch in der Touristeninformation. Zufälle gibts!

Am Bahnhof holten einige von uns noch eine Mütze Schlaf nach und eine junge Polizistin mit Maschinenpistole erklärte uns wie wir zum schönsten See in die Masuren kämen. Dann ging es endlich los. Rein in den vollen Zug, die Rucksäcke ständig im Weg liegend und auf in die Wildnis. Mit jeder Station wurde die Landschaft schöner. Wir hatten zwei Wanderkarten, zwischen denen quasi ein 5 Kilometer breiter "Blindstreifen" verlief - also ein Streifen für den wir keine Karte hatten. Turtle und töfte sind aber so große Abenteurer und Pfadfinder, dass genau dieser Streifen die optimale Voraussetzung für ein großes Abenteuer geboten hat, und wir dort ausstiegen.

Am Bahnhof füllten wir unsere Flaschen auf und wanderten los in Richtung Seen. Es ging durch eine kleine Ortschaft, die sich allerdings schon sehr von den polnischen Masuren unterschied, die ich zuletzt im Jahr 2001 besucht hatte. Hier hat sich wirklich einiges getan! Mal abgesehen von den guten Straßen, dem tollen Schienennetzwerk und den modernen Zügen hat sich hier augescheinlich auch in Sachen Bildung und Wohlstand der Menschen einiges verbessert. Eine tolle Entwicklung! Auf einem Feld sahen wir unseren Bundesführer, wie er einige Frösche fraß. Turtle fand einen Artgenoßen und machte ihrem Namen mal wieder alle Ehre!

Wir wanderten eine Straße entlang und kamen bald an einen See, der in zwei geteilt war. Wir wanderten über die Brücke zwischen den beiden Seeteilen auf eine Halbinsel. Endlich fing es an sich wie auf Fahrt anzufühlen: sandiger Boden unter den Wanderschuhen, rechts und links des Weges Wald, der frische Duft von Kiefern und Wasser in der Nase.

nuschel beim Wandern

snickers beim Wandern

töfte und turtle beim Wandern

Und plötzlich fanden wir den schönsten Lagerplatz den man sich hätte träumen lassen: ein Steg zum ins Wasser springen, ein vorgebundenes Kohtenkreuz, Feuerholz in der Nähe, eine Feuerstelle - traumhaft. Wir schlüpften in die Badehosen und gingen ab ins Wasser. Außer turtle, die scheint eher eine Landschildkröte zu sein! Im nu war das Feuerholz gesammelt, die Kohte aufgebaut, das Banner an einem stattlichen Bannermast aufgehangen und das Essen gekocht. Ich hatte sogar noch Zeit ein wenig die Angel auszuschmeißen!

töfte hatte für jeden Tag 2 Zitate vorbereitet, die wir am Abend am Lagerfeuer diskutierten. Die Nacht war sternenklar und wir konnten die erste Sternschnuppe sehen. Am späten Abend besuchte uns sogar noch ein junger Fuchs, der auf den Steg stieg und das Wasser beobachtete. Die Wildnis hatte uns endlich zurück!


Tag 3 - Irgendwo im Nirgendwo

An so einem tollen Lagerplatz aufzuwachen ist immer wieder herrlich. Besonders, weil man so frisch gebadet in den Tag starten kann. Nach dem Frühstück waren wir sehr schnell fertig damit unsere Sachen vernünftig zu packen, alles zu spülen und wieder aufzuräumen. Dass wir auf einer Halbinsel waren stellten wir natürlich erst fest, als wir weiter wollten. Wir bemerkten auch, dass an der Stelle wo wir uns befanden vor kurzem wohl ein größeres Pfadfinderlager gewesen sein musste - die Abdrücke auf dem Boden und die vielen Kohtenstangen und Kohtenkreuze sprachen dafür. Wir mussten also den Weg zurück wandern und zurück auf die Straße und dort ein paar Kilometer gut machen, um uns in ein Gebiet zu bewegen, von dem wir eine Karte hatten. Dabei wanderten wir zunächst von Dorf zu Dorf und an der Landstraße entlang, die die Dörfer verbindet. Wir kamen schnell vorwärts (Ja icz chipko!) und machten ein paar Kilometer gut.

Kleiner aber trauriger Game of Thrones Spoiler (bin gespannt wer den versteht):

Es ging immer weiter die Straße entlang in Richtung Seenplatte. Unterwegs sahen wir unfassbar viele Störche, Storchennester, herrliche Landschaften, einen riesigen Vogelschwarm, der sich wie eine interessante Wolke bewegte und bessere Autofahrer als vor einem Jahr in Montenegro. Nach ein paar Kilometern machten wir eine kleine Mittagspause.

Bald konnten wir endlich wieder auf Feldwege abbiegen und unsere Wanderrung durch tolle Landschaften fortsetzen. An einem kleinen Bauernhof bekamen wir von einer polnischen Oma Wasser (Woda prosze!) und die Mädels waren ganz angetan von den vielen kleinen süßen Babytieren, die auf dem Bauernhof lebten. Von dort war es auch nur noch ein (Baby)Katzensprung zum See, an dem wir übernachten wollten. Wir trennten uns am See angekommen an einer alten Weide, um einen Lagerplatz zu finden. Da ich nichts gutes fand (was wir am nächsten morgen dann bereuten) schliefen wir am Waldrand auf einer Wiese. Töfte und ich inspizierten noch ein wenig die nähere Umgebung und den riesigen Pferdehof der in der Nähe war und versicherten uns mit Händen und Füßen, dass wir dort schlafen konnten. Also errichteten wir unser Nachtlager dort, mit Dreibein, Kohte, Stapelfeuer, leckerem Essen - allem was dazugehört. Am Abend gab es auch wieder wunderbare Sternschnuppen zu sehen und wir hatten sogar trotz der Strapazen noch Kraft genug, um über die Zitate des Tages zu diskutieren. Achja, beinahe hätte ich unser krasses Monti Workout vergessen!

Zum Abschluss von Tag 3 widmeten wir noch ein Bild unserer Stammeskamerafrau Gloria, die uns leider auf dieser Fahrt nicht begleiten konnte.


Tag 4 - Trennung auf Raten

Nachdem wir lecker gefrühstückt hatten ging es los in Richtung nächster Ort. Wir umrundeten den See, der am Ufer so sehr verschilft war, dass wir am morgen den Bootssteg missbraucht hatten, um schwimmen zu gehen. Nach ein weniger Lauferei stellten wir fest, dass unser Stammesführer basti bei der Lagerplatzsuche am Vorabend, wohl nicht der gründlichste gewesen war - vielleicht zehn Meter weiter als er gegangen war wartete ein wundervoller Lagerplatz inklusive Bademöglichkeit und Feuerstelle. Zum Glück sind wir ja alle nicht nachtragend!

Im nächsten Ort kamen wir an eine Art Landschulheim, bei der wir die offenen Waschstellen nutzten, um unsere Wasservorräte aufzufüllen. Was für ein heißer Tag! Ideal um ein paar Kilometer zu machen. Doch leider ging es für nuschel nicht mehr weiter - wie bereits im letzten Jahr Montenegro konnte er sich nicht mehr richtig bewegen und brauchte dringend eine 4 tägige Pause. Das ist wirklich eine schlimme Sache für eine Fahrtengruppe. Schon in Montenegro war es für alle sehr hart sich von einem einzelnen Mitglied zu trennen, weil man generell alle Probleme auf Fahrt gemeinsam löst und füreinander da ist.

Doch es war nichts zu machen - für ihn ging es nicht weiter. Wir bewegten uns zur nächsten Bushaltestelle und warteten auf den Bus. Wir verabredeten uns für Montag, damit er wirklich 4 Tage Zeit zum Ausspannen hat, direkt an der Wolfsschanze, welche wir besichtigen wollten. Nuschel würde in Rastenburg in einem Hostel untergebracht werden und hätte diese 4 Tage Zeit seine Muskeln wieder zu entspannen. Der kleine Abschiedskreis war dann auch sehr traurig, und wir anderen zogen weiter, in der Hoffnung einen voll im Saft stehenden nuschel am Montag wieder zu treffen.

Endlich hatten wir eine Wanderkarte vom richtigen Gebiet! Zwischen zwei Kirchen ging es einen alten Weg entlang und dann über malerische Wiesen mit vielen Kühen, die turtle immer wieder mit einem "Oh wie süß" kommentierte, entlang. Wir bogen auf einen "Wanderweg" in den Wald ab, der mehr als zugewuchert war. Doch wir sind Pfadfinder und kämpften uns den Weg durch das dichte Unterholz.

Da die Masuren eine Seenplatte sind ist das Fahrtengebiet logischerweise eher flach und ohne Berge und Anhöhen. Doch jeder weiß - wenn ein Monti einen Berg sieht, dann wird er diesen besteigen. Und sei er noch so groß - oder klein! Eine Art Mini Monte Veritá tauchte neben uns als Waldlichtung auf. Das Stammesbanner darauf zu hissen war für uns so selbstverständlich wie Remoulade auf dem Brot. Ein bisschen Spökes haben wir dabei natürlich auch noch betrieben!

Wir kämpften uns weiter durch den Dschungel Polens. Mittlerweile waren wir im Naturschutzgebiet angekommen und damit sehr nahe der russischen Grenze. Überall unter und neben uns raschelte es, tausende von Fröschen sprangen in Pfützen wenn wir vorbeigingen. Es roch nach Kiefer und Bremsen wollten uns an unsere makellose Haut. Wir hatten keine Ahnung was das Schild bedeuten sollte, interpretierten es aber als "Hier sollte man unbedingt lang gehen!".

Letztlich führte uns der Weg auf einen Fahrradweg, den wir bereits mit Karte und Kompass gesucht hatten. Alles richtig gemacht!

Bei einer Pause stellten wir fest, wo genau wir auf der Karte waren. Praktisch solche Weggabelungen! Wir überlegten, ob wir an diesem Tag wirklich die 30 Kilometer bis zu einem vielversprechend aussehenden See wandern sollten, oder uns bereits unterwegs etwaige Schlafmöglichkeiten anschauen sollten. Wir entschieden uns für zweiteres und bogen kurz nach einem Bachlauf links ein. Laut Karte waren es noch ca. 200 Meter bis zum ersten See, der als Nachtlager in Frage käme.

Satz mit X - das war wohl nix! Dem sandigen Boden folgten wir bestimmt eine Stunde lang. Wo sollte dieser See denn sein? Einfach weiter und nördlich halten sollte schon funktionieren, denn schließlich könnten wir dann im schlimmsten Fall an unserem eigentlichen Tagesziel herauskommen. Doch der Weg zog sich und zog sich. Zwischendurch sahen wir eine Schlange, die sich auf dem Weg sonnte, eine Wildschweinfamilie die im Gebüsch neben uns davon lief, Rehe die durch das Unterholz preschten, seltsame Katzenvögel, deren Schrei an das Katzengejammer erinnerte. Ja - wir waren im letzten Urwald Europas tatsächlich angekommen. Langsam wurden die Beine schwerer und die Sonne senkte sich. Wir fingen an uns zu fragen, wo wir denn eigentlich waren - denn laut Karte hätten wir schon längst einen Fahrradweg oder eine Straße finden müssen.

Irgendwann dämmerte uns, dass wir gar nicht an der Stelle waren, an der wir uns vermuteten. Wir versuchten zu rekonstruieren wo wir uns das letzte Mal orientiert hatten. Und ja, an der Gabelung des Fahrradweges hatten wir den falschen Weg für den richtigen gehalten, sind anstatt nach Norden nach Osten gegangen und dann Richtung Norden in die Wildnis abgebogen. Wir waren mitten im Urwald und näher an der Grenze zu Russland, als wir gedacht hatten. Anhand von seltsamen Wegmarkierungen, die wir für Höhenangaben hielten, konnten wir ungefähr erahnen wo wir uns befanden. Mit dem Kompass hatten wir uns schnell wieder auf die richtige Spur gebracht und bereits eine Dreiviertelstunde später kamen wir endlich auf den richtigen Fahrradweg. Doch die Beine und Arme waren schwer - wir hatten ja jetzt auch das Gruppenmaterial von nuschel in unseren Rucksäcken.

Umso besser wurde die Stimmung, als wir ein Straßenschild gefunden hatten, dass uns erkennen ließ, dass wir nur noch 1 Kilometer vom Tagesnendzielpunkt entfernt waren. Plötzlich funktionierten die Beine wieder bravurös, die Stimmung hellte auf, und wir legten einen tollen Endspurt ein. An einem Haus tankten wir unsere Wasserflaschen wieder voll, während töfte sich nach einem leckeren Abendessen für uns umsah. Wir konnten ihn gerade noch von schlimmerem abhalten.

Die Dame des Hauses verwies uns auf einen Parkplatz in der Nähe, der sich zu unserem Vergnügen aber nicht als Parklplatz, sondern als fester Unterstand mit Lagerfeuermöglichkeit, Dixitoilette und angeschlossenem Wisent-Gehege entpuppte. Die Kohte war fix aufgebaut, das Dreibein rasch gebunden und das Feuer brannte im Handumdrehen (wie bei Trickmagiern). Es gab was herrlisches zu Essen (ich glaube Reis), den wir mit leckerster Kyubassa (Wurst) verspeisten. Köstlich! Wir sprachen noch eine ganze Weile über töftes Zitate des Tages und verbrachten bei Teelichtkerzenschein einen wunderbaren Abend, bevor wir uns in die Kohte aufmachten.


Tag 5 - Suche See mit Waschmöglichkeit, Frisur egal!

Am Morgen wurde unsere Heimat für die Nacht zum Touristenparadies. Es waren zwar nicht viele, aber einige Familien verirrten sich hierher um die Wisents (ich bin ja immer noch der Meinung, dass das Bisons sind, auch wenn turtle mich dafür sicher zurecht weisen wird) zu beobachten. Die größten Landsäugetiere Europas werden bis zu 1 Tonne schwer und leben hier sogar in freier Wildbahn! Wie wir später herausfanden aber auch nur, weil die Bauarbeiter beim Gehegebau nicht aufgepasst hatten und einige Tiere entwischt waren!

Wir schauten uns die mächtigen Tiere an. Leider war der Tierpark ansonsten wie der Tierpark Quadrath-Ichendorf - also von der Artenvielfalt her. Wir nutzten die Gelegenheit um Karten zu kaufen und im Anschluss, weil es regnete, auch direkt zu schreiben. Eine Gruppe Deutscher Radfahrer kam vorbei, die sehr interessiert an uns waren und weil wir zu Fuß unterwegs waren für das Guiness Buch der Rekorde vorschlagen wollten. Witzige Zeitgenossen!

Dann ging es endlich los. Es nieselte leicht, was wirklich brilliantes Wanderwetter ist! Nicht zu warm, nicht zu kalt und man will einfach irgendwo ankommen. Doch für heute war klar - wir brauchen einen See um uns, und unsere Klamotten zu waschen. Also ging es los. Der nächste See sollte nicht weit sein. Jedoch schienen wir kein Glück zu haben und waren bereits wieder in einem Gebiet für das wir keine Wanderkarte hatten. Also wanderten wir nach dem Kompass, was sich bei Wanderwegen, die häufig die Richtung ändern, oder Kurven haben, als schwierig herausstellte. Wir kamen durch ein Dorf und danach schmissen töfte und ich den turbo an! Wir hatten richtig Bock zu wandern und waren in absoluter Plauderstimmung. Irgendwann kamen wir an einem Bauernhof an, um auf die Mädels zu warten. Doch die ließen auf sich warten, also nutzten wir die Chance unsere Sportlichkeit unter Beweis zu stellen und wanderten den Weg zurück.

Dabei stellten wir fest, wie schnell und weit wir wirklich gegangen waren. Nach einiger Zeit sahen wir die Mädels am Straßenrand mit finsteren Mienen drein blickend uns entgegenschauend. Das Donnerwetter was folgte hatten wir uns redlich verdient - schließlich gibt der langsamste in der Gruppe das Tempo an, und man hat sich danach zu richten. Doch wir waren so sehr am quatschen gewesen, dass wir das nicht bemerkt hatten. Als sich die Gemüter beruhigt hatten stellten wir fest, dass wir den ganzen Tag einen großen Kreis gelaufen waren und fast wieder dort angekommen waren, wo wir gestartet waren. Wir mussten also ein großes Stück des Weges zurück. Dennoch waren wir dermaßen motiviert endlich einen See mit Badestelle zu finden, dass wir nochmal alles gaben. Kurz vor dem Ziel kam ein ordentlicher Regenschwall vom Himmel, der uns alle bis auf die Ungerbuchse nass machte. Trotzdem fanden wir einen See mit toller Lagermöglichkeit. Obwohl wir im Regen aufbauen und Feuer anmachen mussten klappte das wunderbar. Pünktlich zum entzündeten Feuer hörte auch der Regen auf und wir konnten ein abendliches Bad im See genießen, bevor töfte uns eine leckere Knoblauch-Zwiebelpfanne mit Nudeltopping zauberte. Wir wurden an diesem Abend aber alle nicht besonders alt.


Tag 6 - Und dieser Biene den ich meine, der heißt Majo!

Ein Morgen am See mit viel Badespaß und gewaschenen und anschließend getrockneten Klamotten, zudem ein leckeres Frühstück mit Kaffee - mehr Fahrtenluxus geht nicht! Wir brauchten relativ viel Zeit, um in die Gänge und wieder back on the road zu kommen. Doch nach den zwei krassesten Wandertagen der Fahrt, war das mehr als gerechtfertigt. Kaum war die Sonne heraus gekommen sprang einen die gute Laune der Anderen quasi an!

Monte Veritá - bei uns spült der Stammesführer noch persönlich!

Und im nu waren wir zurück auf der Straße! Da wir uns für heute vorgenommen hatten eine etwas größere Stadt anzupeilen mussten wir eine polnische Hauptverkehrsstraße entlangwandern. Wer jetzt an eine Autobahn denkt ist auf dem Holzweg - dafür, dass die Straße relativ oft befahren wurde konnte man ganz passabel wandern. Wir machten auch rasch einige Kilometer und konnten bei einer netten polnischen Bäuerin einen ganzen Müllsack Äpfel abstauben, sowie Sirup um unser Wasser leckerer zu machen.

Abseits des Weges fanden wir eine alte Brücke, die von polnischen Partisanen während des Rückzuges der deutschen Truppen im zweiten Weltkrieg gesprengt worden war. Ein historisch aufgeladener Ort, den wir natürlich besichtigen und beklettern mussten.

Damit waren wir aber bereits in der größeren Stadt und unserem Tagesziel angekommen. Wir machten uns auf die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz an einem wirklich riesigen See und hätten in dem Fall auch einen Campingplatz in Kauf genommen, da wir nicht damit rechneten hier einen touristisch nicht erschlossenen Ort zu finden. Während wir suchten wurden wir auf ein Volksfest aufmerksam, auf dem in polnischen Trachten Frauen Lieder sangen. Als wir das nächste Mal vorbei kamen sangen sie gerade die polnische Version von Biene Maja, die lustigerweise in Polen Biene "Majo" heißt. Später gab es noch einen Auftritt von Tupac Popolski.

Doch die Camping-, Hijk-, und Lagerplätze am See waren wahlweise nicht vorhanden, nicht auffindbar, nicht eingezeichnet, nur für Angler oder total unnötig (ein "Campingplatz" auf dem es weder fließendes Wasser noch Toiletten gibt hat mMn nicht verdient, dass man dort Geld bezahlt). Und so suchte töfte alleine weiter - und wurde nach einiger Zeit fündig. Wir kamen an unseren wohl malerischsten Lagerplatz der gesamten Fahrt. Und hatten das auch dringend nötig - an diesem Tag waren wir wieder über 20km gelaufen und die letzten 5km mit einer riesigen Tragetasche. Unsere Hände sagen zerstört aus.

Doch mit diesem Anblick konnte man am Ende des Tages mehr als zufrieden sein. Es gab sogar noch leckere Käsenudeln zu Essen, die snickers uns gezaubert hatte und wir konnten eine Angel auswerfen. Die Kohte stand 1a, wir hatten genug Baumstämme aus dem Wald hergeschleppt um ein vernünftiges Feuer zu machen und genoßen die letzten Sonnenstrahlen an unserem eigenen Privatstrand. Neben den ganzen Sternen und Sternschnuppen die wir sehen konnten redeten und sangen wir bis in die späten Abendstunden.


Tag 7: Sommer, Sonne, Sonnebrand

Der Tag startete mit herrlichem Wetter und einem mehr als köstlichen Frühstück. Wir hatten uns entschieden einen Bade- und Waschtag einzulegen. Die Angel wurde neu beködert und ausgeschmissen. Pünktlich zum Frühstück zappelte dann auch endlich der erste Fisch der Fahrt an der Angel - eine Rotfeder. Diese bereiteten wir stilgerecht als kleinen Happen zum bereits leckeren Frühstücksbrot zu.

Tja, was kann man schon von Strandtagen erzählen? Wir lagen herum, snickers brachte mir das Kraulen bei, turtle und töfte wuschen und trockneten alle Sachen. Und ja, ich holte mir trotz bester Eincremung den Sonnenbrand und Sonnenstich meines Lebens. Zwischendurch kam noch ein Schatzsucher vorbei, der am Strand dann tatsächlich ein Panzerkettenglied ausbuddelte. Töfte und ich kauften in der Stadt ein und wunderten uns warum die Geschäfte auf hatten, obwohl es Sonntag war. Am nächsten Tag würden wir dann endlich nuschel wieder treffen.

Am Abend zauberte turtle uns Sandwiches aus der Pfanne. Doch wie wir turtle auch von den Sippenfahrten bisher kennen wird das Kochen bei ihr schnell mal zum Kuriositätenkabinett: so schaffte sie es aus einem Paket Scheibenkäse wieder ein richtiges Stück Käse zu fabrizieren. Wie bleibt wohl ihr Geheimnis!

Jedoch änderte das natürlich nichts am fabelhaften Geschmack der von Amelie angefertigten Speisen (dobsze Kawau!). Als wir den Mais fertig gekocht hatten zog allerdings ein Gewitter auf, mit Blitzen und Donner, dass auf der anderen Seite des Sees für ein wunderschönes Naturspektakel sorgte. So flüchteten wir in die Kohte und aßen dort bei einem heftigen, aber sehr kurzen Unwetter Maiskolben mit Butter und Salz (in meinem Fall etwas großzügiger portioniert).


Tag 8 - Wiedersehen² mit Hindernissen

Wir standen in aller Herrgottsfrühe auf und spurteten in die Stadt und zum Bus. Endlich - heute würden wir nuschel wiedersehen. Wir hatten uns ja an der Wolfsschanze verabredet. Zunächst mussten wir dafür allerdings mit dem Bus nach Rastenburg fahren. Das ging auch einfach als gedacht, und auf der Busfahrt aßen wir nahrhafte Kekse mit Blaubeer Geschmack. Ich hatte zwar ein wenig Panik, dass unsere auf einen Sitz gestapelten Rucksäcke auf eine polnische Oma herunterfallen würden, aber das passierte zum Glück nicht.

In Rastenburg kauften zunächst töfte und turtle ein. Snickers und ich nutzten die Zeit für ein wenig Frühsport. Danach waren wir dran und brachten die Postkarten zur Post, stellten nach einer halben Stunde warten aber fest, dass wir nicht genug Geld dabei hatten. Als wir zurück waren kam dann auch gleich der Bus zur Wolfsschanze.

Das zweite Mal, dass ich diesen Ort besuchte. 2001 waren wir hier noch so circa die Einzigen. Mittlerweile hatte sich diese Gedenkstätte zu einer Art Touristenpunkt für leicht beschränkte Leute entwickelt - es gab Panzer auf denen man fahren konnte, Hüpfburgen für Kinder, Souvenierstände, Touristen in Tarnfleckhosen und Campingplätze auf dem Gebiet der Wolfsschanze. Es ekelte uns richtig an hier zu sein, deshalb wollten wir den Besuch an diesem "Phantasialand für geschichtlich Verblendete" so kurz wie möglich halten.

Wir hielten Ausschau nach nuschel und suchten den jungen Mann. Wo hatte er sich wohl versteckt? Nach etwa einer halben Stunde der ausgiebigen Sucherei schritt ich zu einem mir sehr unangenehmen Schritt: ich machte mein Handy auf Fahrt an. Ja ich habe es getan, aber manchmal geht es dann doch nicht anders. Tja und auf einmal bemerkte ich wie viele Nachrichten mir der gute nuschel geschrieben hatte. "Ich habe gestern den ganzen Tag auf euch gewartet. Geht es euch gut? Wo seid ihr?". Wir überlegten kurz, warum er nicht am heutigen Montag, also 4 Tage nachdem wir uns getrennt hatten, am vereinbarten Treffpunkt gewesen war. Und so langsam dämmerte es uns. Wir hatten Dienstag! Wie zum Teufel konnte das passieren? Wo hatten wir den Tag verloren? Wie erreichten wir nuschel, und wo würden wir ihn wiederfinden? Nach einem kurzen Telefonat mit Felix, den nuschel am Vortag bereits angerufen hatte, wussten wir wo wir ihn abholen konnten.

Doch zu unser aller Freude hatten wir an diesem Tag ein weiteres Wiedersehen! Kurz vor der Fahrt hatte mich Jens, mittlerweile als "German Gypsi" bekannt angerufen. Gyp befindet sich im Moment auf einer Fahrradtour von Deutschland über Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Lettland, Estland und Litauen. Verrückter Typ halt! Bei unserem Telefonat stellten wir fest, dass er gerade in Litauen war und etwa 7 Tage benötigen würde, um nach Rastenburg in Polen zu kommen. Und jetzt stand der, mittlerweile wie der Protagonist aus "Into the Wild" aussehende gyp vor uns.

Gemeinsam drehten wir noch eine Runde über das Gelände. Ein cooler Moment für mich war, als wir an eine Stelle kamen, an die ich mich noch gut von 2001 erinnern konnte. Hier hatten wir damals eine Apfelmittagspause eingelegt und uns schon über die ungewöhnliche Konstruktion gewundert. Den Rundgang beendeten wir aber flott - wir wollten einfach nur von dem Ort fort, zu dem man in Polen scheinbar einen ganz anderen Bezug hat, als als Deutscher.

Während gyp mit dem Fahrrad nach Rastenburg heizte warteten wir verbliebenen 4 auf den Zug. Der kam auch, hielt einfach irgendwo an und man musste im wahrsten Sinne des Wortes hochklettern. Dennoch hatten wir Glück gehabt, weil das der letzte Zug nach Rastenburg war und wir nur so die Chance hatten unsere kleine nuschel wieder in die Arme schließen zu können. Natürlich machten wir uns die ganze Zeit Gedanken, wie wir uns gebührend entschuldigen konnten. Mal abgesehen davon, dass es mir noch nie passiert ist, dass sich die Fahrtengruppe auf Sommerfahrt trennen muss (bis Montenegro letztes Jahr), ist mir sowas auch noch nie passiert.

Als wir in Rastenburg ankamen wartete nuschel bereits am Bahnsteig. Mit flehenden Blicken rannten wir auf ihn zu, bereit uns die Schimpftirade unseres Lebens abzuholen. Wir starteten gleich mit dem Entschuldigen, doch anstatt uns die Hölle heiß zu machen umarmte er uns innigst und erzählte uns, dass er einfach nur froh war, dass uns nichts passiert wäre, weil er sich solche Sorgen gemacht hatte. Er hatte bereits unsere Grabreden vorbereitet. Zum Glück ist alles nochmal gut ausgegangen!

Im Bahnhof trafen wir noch Pfadfinderinnen vom PBN und hielten ein kleines Pläuschchen. Dann fuhren wir mit der gleichen Bahn mit der wir gekommen waren zurück, weil sich ein Stück nördlich von der Wolfsschanze wohl ein See befinden sollte, an dem man herrlichen Zelten konnte. Die Zugfahrt nutzten wir für eine kleine Singerunde und lauschten den zahlreichen Geschichten von gyp - der Junge hatte ganz schönen Redebedarf!

Wieder zurück an der Wolfsschanze brachten wir schnell ein paar Kilometer zwischen uns und den Ort den wir eigentlich nie wieder sehen wollten. Am Wegesrand tauchte auf einmal eine große Behausung auf. Wie ein Unterstand für 100 Personen etwa. Na wenn das nicht der Traum aller Montis zum schlafen ist (solange wir als kompletter Stamm NOCH da drunter passen). Die Aufgaben waren schnell verteilt - Feuerholz hacken, töfte kocht, Wasser holen und Feuerchen machen. In einem Kabuff fand töfte einen Ast, an dem sich seltsame verpuppte Raupen befanden. Als er sich das genauer betrachtete fingen die Raupen auf einmal an sich zu wunderschönen Schmetterlingen zu verwandeln!

Der Tag hatte ganz schön geschlaucht. Da kamen die von töfte gezauberten Burger gerade richtig. Für die Vegeterrier im Kreis gab es dafür herrlichen Käse statt der Fleischbulette. Kleiner Tipp für andere Stämme: wenn ihr viele Vegeterrier im Stamm habt, dann fällt mehr Fleisch für die Fleischesser ab! Denkt mal drüber nach!

Nach dem köstlichen Mahl gab es eine kleine Singerunde und viele Gespräche bis tief in die Nacht. Die Mädels hatten noch ein wenig Angst, ob hier nicht doch ein total gefährlicher Mann wohnt, doch bisher hatte sich die schreckliche Gestalt nicht gezeigt. Gyp bekam nach alter Monti Tradition natürlich noch ein Geschenk. In dem Fall war es eine Maultrommel, mit deren Klängen er uns fortan "verwöhnte".


Tag 9 - Die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben

Bei einem lecker aufgebauten Frühstück mit Kaffee, geschnittenem Gemüse und leckerster Kyubassa saßen wir an einer langen Tafel zusammen, als sich endlich der furchteinflößende Mann zeigte, der hier wohnte! Er war um die 60, hatte nur noch einige wenige Zähne im Mund und fand großen Gefallen daran mit turtle zu quatschen. Wir sangen für ihn das Abschiedslied, leider verstand er die Geste nicht wirklich. Nachdem wir ihm noch ein paar Zwoty in die Hand gedrückt hatten lies er aber zumindest davon ab turtle vollzuquatschen!

Dann ging es los! Wir wanderten den ganzen Tag. Während gyp sein Fahrrad neben uns herschob ging es für uns immer weiter auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz. Vielleicht lag es an den vielen langen Gesprächen (wir hatten uns viel zu erzählen), oder an der Tatsache, dass es leicht nieselte, aber aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund machten wir an diesem Tag bis Abends keine weiteren Fotos mehr. Gegen Nachmittags suchten wir nach einem eingezeichneten Biwackplatz und endeten nach einer langen Wanderstrecke an einem abegzäunten Kleingärtnerverein. Die Aussage "Hier hat es noch nie einen Zeltplatz gegeben" fasste ganz gut zusammen, was wir mit Wanderkarten auf dieser Sommerfahrt erlebt hatten. Jedoch konnte uns der freundliche Pole, der auch meine rudimentären Polnischkenntnisse mit einem anerkennenden Schultertätscheln zur Kenntnis nahm, einen See in der Nähe empfehlen. Doch der Weg dorthin war weit, und ungewiss, ob wir dort einen geeigneten Schlafplatz finden würden.

Der Untergrund war hier sehr sandig, das Vorankommen immer schwerer! Die Anstrengung von 9 Tagen Sommerfahrt machten sich bei jedem von uns bemerkbar. Zeit für eine kleine Fotosession, bei der jeder sein fröhlichstes Gesicht auflegen sollte. Diese fröhlichsten Gesichter sprechen denke ich Bände (man beachte töfte und nuschel)!

Und wie das dann manchmal so ist - man findet keinen Lagerplatz, es sind Wanderwege eingezeichnet, die es nicht gibt, es gibt Wanderwege die nicht eingezeichnet sind, Zeltplätze die nie existiert haben, Seen die nicht zugänglich sind, und so weiter. Das ist Fahrt, das drückt dann irgendwann auf die Leistungsfähigkeit der Beine. Ich weiß nicht woher ich da noch die Energie hatte, aber sagte den anderen ich würde mich mal ein wenig umsehen.

Die Stimmung war am Boden, die Leute erschöpft. Wir brauchten ein kleines Wunder. Vollgepumpt mit Energie und Tatendrang joggte ich um einen See herum. Ich rannte durch ein Feld, schlug mich durchs Schilf am Ufer, immer weiter und weiter. Vor jeder Biegung fragte ich mich, wann ich umdrehen sollte. Doch immer wieder dachte ich an den Lagerplatz vom vierten Tag, den ich nur nicht gefunden hatte, weil ich nicht weiter gesucht hatte. Nach circa 20 Minuten fand ich ihn dann. Den wahrscheinlich geilsten Lagerplatz aller Zeiten! Feuerstelle, Baumstämme drum herum, eine Stelle zum in den See gehen, Feuerholz, und alles was das Pfadfinderherz sonst noch höher schlagen lässt! Fieberhaft dachte ich auf dem Rückweg darüber nach, wie ich die anderen veralbern konnte. Als ich ankam musste ich mich arg zusammenreissen. Auf die gestellte Frage "Und?" antwortete ich "Ja wir müssen weiter Wandern...". Die Enttäuschung war den Gesichtern anzusehen, bis ich nach einer langen quälenden Pause ergänzte "Und zwar zum geilsten Lagerplatz aller Zeiten!".

Und plötzlich waren die Kräfte wieder da! In Windeseile gingen wir den Pfad entlang, der noch mit einem "Betreten verboten!" Schild warnte (leider können wir ja kein polnisch) und kamen an diesem wunderschönen Ort an. Im nu stand die Kohte, das Feuer brannte, die Angel lag im See und wir kochten uns einen sehr sehr geilen Gemüseeintopf (mit Speck und Wurst für die Fleischesser). Es folgten eine erneut sternklare Nacht, und eine kurze Singerunde, die in einem Witzbattle endete. Ich hatte kurz überlegt hier die besten wieder zu geben, erzähle diese aber lieber dann im persönlichen Gespräch!


Tag 10 - Vor dem Abschlussessen nochmal Vollgas!

Bei herrlichem Sonnenschein verbrachten wir den Vormittag noch mit Baden und Schwimmen am See. Zunächst gab es etwas leckeres zum Frühstücken, bevor die beste Sippenführung unseres Stammes sich einen genialen Plan ausdachte: da turtle und ich die gleiche Hosengröße tragen (haben wir ausprobiert) können wir fortan nur noch die Hälfte unserer Klamotten mit auf Fahrt nehmen und einfach tauschen! Diese brilliante Idee wird uns in Zukunft die Sippenfahrten noch weiter vereinfachen! Leider wollte turtle ihre Hose dann wieder haben, weshalb wir direkt ein wenig Frühsport machen konnten.

Wir hatten noch einiges zu erledigen, bevor die Fahrt vorbei sein würde. Es gab zwei neue Fahrtennamen zu taufen. Zunächst machten wir aus joe, bzw. klo-joe nuscheln. Einen Namen, den er sich redlich verdient hatte!

Dann wurde aus Jens gyp, bzw. german gypsy gemacht. Kleine Geschichte am Rande: wenn er wieder da ist, lassen wir ihn beim Ringen von unserer Feline erledigen! Du wirst schon sehen was du von deinen frechen Sprüchen hast, gyp!

Im Anschluss fertigten wir nach den gelungenen Taufen noch einige Fotos für unseren Monti Kalender 2017 an. Dieser exklusive Kalender, den es auch in limitierter Auflage in diesem Jahr gab wird die Spinde aller Friseurinnen des Landes im nächsten Jahr zieren. Da bin ich mir sicher. Hier wollen wir selbstverständlich nicht spoilern, um die extrem hohe Auflage nicht zu gefährden.

Danach fingen wir ein paar extrem große Fische. nuschel sorgte dafür für Nachschub vom Insektenregal, während wir einen nach dem anderen aus dem Wasser zogen. Es waren allerdings lediglich Kölderfische! Selbst aufwändigste Kameramanipulationen brachten nichts.

Und dann kam der Punkt der niemals kommen sollte - der Akku der Kamera gab den Geist auf. Zum Glück war es ja der letzte aktive Fahrtentag. Wir wanderten jedenfalls nochmal ordentlich und aßen unterwegs Pflaumen und Äpfel von den Obstbäumen am Straßenrand. Nach einiger Zeit fiel uns auf, dass snickers einen Hering verloren hatte, doch zum Glück hatten wir den mobilen gyp dabei, der das Gerät beim letzten Rastplatz wieder einsammelte. Mehr oder weniger unverletzt (gruß an nuschel) erreichten wir den Ort für unser Abschluss Essen. Während die anderen ihre Wunden leckten begab sich die komplette Sippenführung auf Restaurantsuche. Uns bot sich ein tolle Panorama an der kleinen Seehafenstadt, inklusive unter gehender Sonne und kleiner Seegelbötchen. Wir fanden auch schnell ein günstiges Restaurant, in dem wir königlich dinierten und den Rest unseres Fahrtenbudgets auf den Kopf hauten, wie in einem Bud Spencer Film. Es wurde ein langer Abend, bei dem wir noch mit Polen aus Poznan sprachen und uns über den 1. FC Köln und Slawomir Peszko unterhielten. Jeder schaffte zwei bis drei Hauptgerichte und snickers und gyp teilten sich eine wirklich Gullideckel große Pizza. Zum Schluss wurden wir dann vor dem Nachtisch rausgeworfen, weil das Restaurant leider zu machen wollte. Letztlich schliefen wir danach bis fast zum bersten gefüllt auf einer Wiese, und konnten in 10 Minuten über 15 Sternschnuppen zählen. Welch gelungener Abschlussabend für eine so tolle Fahrt!


Tag 11 - Dobranoc Popolsku!

Wir machten uns früh auf den Weg und aßen noch ein wenig Müsli und Kekse zum Frühstück. Sehr emotional wurde der Abschied von unserem german gypsy, der uns die letzten Tage begleitet hatte. Wir freuen uns schon sehr gyp in Deutschland wieder zu sehen und ein paar Tage lang wieder an die Zivilisation gewöhnen zu können, bevor er auf Menschen losgelassen wird! Dann stiegen wir in einen klapprigen Bus und fuhren in Richtung Bahn. Leider verpassten wir unseren Anschlusszug und mussten ein wenig warten. Die Verbindung die wir dann ausgerechnet bekamen sollte uns um 17:55h in Warschau Hauptbahnhof eintreffen lassen - unser Schlafzug von dort nach Köln fuhr um 18:00h los. Dementsprechend gestaltete sich die Zugfahrt nach Warschau etwas nervenaufreibend zumal unser Zug natürlich 4 Minuten Verspätung hatte. Ich wettete mit nuschel noch um einen polnischen Berliner darum, dass wir genau auf dem Gleis ankämen, auf dem gegenüber unser Zug abfahren würde. Zum Glück gewann er den Berliner und wir konnten den Nachtzug im Vollsprint erreichen, obwohl der Schaffner bereits alle Türen geschlossen und die Pfeife im Mund hatte.

Dann fiel die Anspannung ab und wir fielen in unsere Schlafsessel. Nuschel und ich wurden noch vom Chef des Bordbistros halb verprügelt, weil er an uns vorbei gehen wollte. Ansonsten gestaltete sich die gemütliche Rückfahrt (in welchem Schlafwagen ist denn die ganze Nacht das Röhrenlicht an der Decke an?) sehr ereignisarm. Wir kamen morgens um 6 am Kölner Hauptbahnhof an und zumindest die Domstädter unter uns riskierten erst mal einen Blick auf unseren geliebten Dom, bevor sich unsere kleine Gemeinschaft fürs erste auflöste.


Fazit

Es war eine unvergessliche Sommerfahrt mit euch und einigen unvergesslichen Details, von denen wir wohl sogar in einigen Jahren noch erzählen werden! Im nächsten Jahr nehmen wir unseren gesamten Stamm mit, viel zu oft kamen uns die Gedanken was wohl Rasmus, Carsten, Felix, Tim, Malte, Julia, schnatterlie, Feline, Gloria, fruwe, troll, Lilly, dori, slomo, und die ganzen anderen alle wohl genau in der selben Situation jetzt gemacht hätten!

 

Das waren 10 sehr erholsame Tage, und es hat etwas länger gedauert wieder im "normalen" Leben anzukommen. Danke dafür und vor allem an töfte und turtle für die hervorragende Organisation!

 

P.S. Schade, dass turtle nicht im Wasser war!


Bericht und Fotos: basti

Foto: turtle


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