Herbstfahrt: Sippe Kasbek

in den Hürtgenwald südlich von Langerwehe


Freitag


Am Freitag dem 09.10.2015 war es endlich soweit: die erste Sippenfahrt des Stammes Monte Veritá aus Aachen startete vom Ponttor aus. Wir hatten uns auf das Wochenende gut vorbereitet: Wanderkarten eingekauft, die Kohte klar gemacht und Liederbücher für jeden vorbereitet.

Pünktlich um 17 Uhr trudelten wir dann mit den Lebensmitteln am Ponttor ein. Jakob war schon da, bald folgten Feline, Jens, Gloria und Malte. Die Sachen wurden auf die Rucksäcke verteilt, alles nochmal gut festgezurrt, ein Gruppenfoto geschossen und dann ging es auch schon los zum Westbahnhof.

Wir hatten das Fahrtenziel bis zuletzt geheim gehalten. So rätselte die Gruppe, wo wir wohl aussteigen würden: von Spanien, über Köln bis Rothe Erde wurde quasi alles genannt. In Eschweiler testeten wir mal kurz den „Ernstfall“ und lösten eine kleine Panik aus, indem wir vorgaben „Wir müssen hier aussteigen!“. Tatsächlich stiegen wir aber in Langerwehe aus.

Und dann ging es auch gleich los: es dämmerte schon leicht und wir wanderten bergauf in südlicher Richtung aus der Stadt hinaus. Auf einem abgeernteten Maisfeld kam Jens auf die großartige Idee Maiskolben aufzusammeln. Malte half ihm eine ganze Tüte vollzumachen. Kamerafrau Gloria leistete dabei großartige Arbeit.

An einer schönen Stelle mit weitem Ausblick fand unser Anfangskreis statt, an eben der Stelle, an der der Anfangskreis meiner Gruppenführerschulung vor 11 Jahren stattgefunden hatte (lustigerweise hatten wir den Platz zufällig gefunden). Hier konnten wir eines unserer Lieblingslieder („Roter Mond“) trällern und die Fahrt offiziell beginnen.

Mittlerweile war es ganz dunkel geworden. Wir wanderten ein Stück am Waldesrand weiter und suchten einen Waldweg, der uns direkt zum Tagesziel führen sollte. Doch wir fanden den Waldweg nicht. Einen abgesperrten Weg schon, doch der konnte es ja nicht sein. Also ging es weiter den Waldrandweg hinauf.

Die Stimmung war gut, man konnte sogar noch ein wenig über die Felder blicken. Doch bald verschluckte uns der Wald komplett. Plötzlich hörten wir aus einem Baum links vom Wegesrand ein seltsames Geräusch: es klang wie eine Mischung aus einem Vogelruf und dem Geheule einer hungrigen Katze. Der Katzenvogel flatterte über unsere Köpfe hinweg auf die andere Seite des Wegesrandes und wiederholte seinen furchteinflößenden Laut. Wir gingen schnell weiter.

Nach einer Weile kamen wir in Heistern an. Mist! Den Weg den Berg rauf hatten wir nicht gefunden. Da gab es nur eine weitere Möglichkeit: auf der anderen Seite vom Berg wieder zurück und dort nach einem Weg für den Aufstieg suchen. Wir schlugen uns also auf der anderen Seite zurück in den Wald.

An einer Weggabelung stellten wir unsere Rucksäcke ab. Mit Malte, Jakob und Jens begann ich den Aufstieg auf den Berg, um nach dem Tagesziel zu suchen: der Burgruine der „Karlsburg“. Amelie und die Mädels warteten bei den Rucksäcken. Zunächst kamen wir an eine Lichtung, bei der das Mondlicht es uns einfach machte den Weg vor uns zu sehen. Doch dann wurde der Wald wieder dichter. Nach etwa 10 Minuten erreichten wir den Gipfel des Berges. Doch was war das denn da? Direkt vor uns spiegelte sich unsere Fackel mehrfach wieder. Dicht zusammengerückt gingen wir näher an das Objekt heran und erkannten, dass es sich um Gitterstäbe handelte, die um eine gruslige Statue angebracht waren.

Wir hielten uns links von der Statue, bis wir feststellten, dass dieser Weg weiter bergab führte. Als wir uns gerade umdrehen wollten hörten wir erneut diese seltsame Vogel-Katzen-Kreatur. Wir gingen schnell zurück zur Statue. Jetzt probierten wir den Weg nach links aus. Im Wald war es stockfinster – über uns die Blätterdächer waren immer noch sehr dicht, trotz des Herbstes. Wir fanden eine kleine Empore mit einer Gedenktafel für Soldaten des 1 Weltkrieges. Etwa 300 Meter weiter schälte sich aus der Dunkelheit langsam ein nicht leicht erkennbares Objekt auf der linken Seite. Als wir vorsichtig näher gingen erkannten wir, dass es sich erneut um eine Statue handelte.

Aber wo war die Burgruine? Wir suchten noch ein wenig, ehe wir uns wieder an den Rückweg zu den Mädels machten. Als wir dort ankamen wanderten wir den Wanderweg weiter entlang und schon bald endete der Wald an einem kleinen Dorf. Da zufällig gerade ein Mann mit dem Auto in seine Einfahrt fuhr frugen Feline und Malte ihn, wo es zur Burgruine geht. Er meinte „Gleich hier hoch. Höchstens 5 Minuten entfernt! Na das wird ja eine tolle Übernachtung da oben, da wünsche ich euch ganz viel Spaß!“ und ließ uns durch ein Gartentor auf einen Privatweg hoch zur Burg.

Endspurt! Wir wanderten bis zu einer alten Kapelle und sollten hier ein U gehen. Doch der Weg war schwierig zu sehen. Wir versuchten uns grob an der Himmelsrichtung zu orientieren und stießen irgendwann auf einen Waldweg. Wir folgten dem Weg und plötzlich tauchten vor uns Umrisse auf: eine aus Natursteinen gemauerte Wand, die an Burgmauern erinnerte – wir hatten die Burgruine gefunden.

Unser Lager errichteten wir im ehemaligen Rittersaal. Mittlerweile hat besagter Rittersaal kein Dach mehr – es stehen nur noch die Grundmauern. Wir bauten die Kohte auf, sammelten Feuerholz und machten in einer Grube, die bereits öfter als Feuerstelle benutzt wurde, ein Feuer. Zu essen gab es leckere Hot Dogs, wofür jeder sein Würstchen an einem Stock über dem Feuer brutzelte. Als kleinen Nachtisch hatten wir eine Packung Mäusespeck (Marshmallows) besorgt, die wir ebenfalls auf Spießen über dem Feuer brutzelten. Jens versuchte noch aus dem Futtermais Popcorn anzufertigen, leider gelang es nicht richtig.

Wir saßen noch einige Zeit am Feuer. Zwischendurch fielen Eicheln und Kastanien von den Bäumen auf uns herunter. Amelie verwechselte einmal eine Eichel mit einem Gürkchen und biss – zu unserer Belustigung - genüsslich hinein. Um das Lager herum hatten wir Kerzen aufgestellt und das Feuer erhellte die alten Burgmauern.

Doch bald wurden wir von der Müdigkeit übermannt und legten uns in die großzügig eingerichtete Kohte. Bald schon waren wir eingeschlafen.


Samstag


Amelie weckte mich mit den Worten: „Basti, da steht ein komisches Auto, auf dem steht „Dekoration“ drauf, da sitzt ein Mann drin der beobachtet uns!“. Na gut, das war ein überzeugendes Weck-Argument. Ich ziehe mich an und höre nur von draußen „Das ist kein Schlafplatz, verschwinden Sie hier und schütten Sie das Loch gefälligst mit Erde zu, damit hier niemand nochmal ein Feuer macht!“. Amelie brachte ihren ganzen Charme auf und beruhigte den Mann ein wenig, bevor sie anfing das Loch aufzufüllen. Ich hatte mich mittlerweile angezogen und schnappte mir eine Schubkarre. Wir füllten das Loch auf, während die Gruppe Zeit hatte aufzustehen und die Sachen zu packen. Als der Mann das zweite Mal zu uns kam war er schon freundlicher gesinnt und fragte wer wir denn eigentlich wären. Nachdem wir ein wenig geplaudert hatten erzählte er uns die Geschichte der Burg machte noch ein Foto von uns und zeigte uns Fotos von der Burg, und wie diese früher ausgesehen hatte.

Als wir abgebaut hatten wanderten wir 500 Meter weiter, auf eine schöne Lichtung, auf der wir unser wunderbares Frühstück auftischten. Feline, Malte und Jens gingen Wasser bei unserem netten Bekannten vom Vorabend holen und dieser schenkte uns noch 2 Tafeln Schokolade dazu. Als sie wiederkamen lernten wir ein neues Lied „Sonnenschein“, und sangen es voller Hoffnung heute noch etwas Sonne abzubekommen. Danach gab es leckeres Frühstück.

Wir stellten die Fahrtenaufgabe vor: bislang waren wir eine namenlose Sippe. Da wir als Stamm Monte Veritá wie der Name schon sagt einem Berg verbunden sind, haben wir uns überlegt auch unsere Sippen und Meuten nach Bergen zu benennen. Als vorbildliche Gruppenführer hatten Amelie und ich bereits einige Vorschläge im Vorfeld herausgesucht, die wir nun vorstellten. Am Abend wollten wir darüber abstimmen.

Als alles gepackt war wanderten wir wieder Richtung Heistern. Dabei fanden wir relativ schnell den Weg vom Vorabend und die „gruseligen“ Statuen. Bei Licht war alles dann doch nur halb so schlimm. Der Landschaftspark in dem wir uns befanden war allerdings sehr schön: hier wuchsen Fliegenpilze, es gab haarige Raupen zu beobachten und man konnte stellenweise weit sehen.

Heistern war wie ausgestorben. Keine Menschen auf der Straße, die Rollläden runtergelassen. Wir mussten zum Glück nur ein kurzes Stück durch das Dorf. Wir wanderten an einem Reiterhof vorbei, an dem uns ein kleiner kläffender Hund verfolgte. Dahinter begann ein vom Bäumen überrankter Weg.

Wir wanderten ins Tal und überquerten vorsichtig den Wehebach über eine baufällige Brücke. An einem Angelteich machten wir kurz Rast, bevor wir eine Bundesstraße überquerten und endlich wieder die Zeichen der Zivilisation hinter uns lassen konnten.

Der 31iger Wanderweg war vorerst unsere Route, obwohl wir uns gemeinsam davon distanzierten auf den Pfaden eines „31-igers“ zu wandern. Eine Zeit später joggte der nette „Schokoladen-Mann“ vom Vormittag an uns vorbei. Wir ließen die Laufenburg östlich von uns liegen und hielten uns weiterhin im Wald. Wir fanden eine Schutzhütte in Pilzform, doch es war zu früh am Tag um das Lager aufzuschlagen. Nächstes Ziel: „Franzosenkreuz“. Es stand so auf der Karte, was es war wussten wir nicht.

Als wir am „Franzosenkreuz“ ankamen stellten wir fest, dass es eine Gedenktafel war. Hier war im 17 Jahrhundert ein französischer Offizier ermordet worden. Wir sangen dem Unbekannten gemeinsam ein Lied „Wir sind eine kleine verlorene Schar“, und zogen weiter.

Es wurde langsam Mittag, und die Mägen begannen zu Knurren. Auf einem Holzstapel an einer Weggabelung rasteten wir. Es gab Birnen, Bananen und Kekse. In Anspielung auf den riesigen Sack Maiskolben, den Jens mit Amelie schleppte, aßen wir die Kekse wie man Maiskolben isst.

Gemeinsam entschieden wir einen Abstecher in den nahe gelegenen Ort Schevenhütte zu machen. Dort würde es bei der Ortsgröße ja wahrscheinlich einen Supermarkt geben, bei dem wir alles für das Abendessen und den Sonntag einkaufen könnten. Der Vorteil wäre, das wir so nicht gezwungen wären bis nach Kleinhau zu wandern (wo es definitiv einen Supermarkt gibt), und so auf der Strecke bei einem schönen Lagerplatz einfach halt machen und unser Lager aufschlagen könnten.

Schevenhütte liegt in einem Tal und so wanderten wir ein gutes Stück der Strecke wieder bergab. Höhenmeter, die wir uns mühsam erarbeitet hatten. Als wir im Ort ankamen stellten wir fest, dass Schevenhütte ein verschlafenes Nest ist. Eine ältere Dame erklärte uns, dass es hier schon lange keinen Supermarkt mehr gäbe. Aber einen Kiosk. Wir drehten wieder um.

Der Anstieg eines Berges, den man gerade heruntergewandert ist, ist meistens der schlimmste. Trotzdem zeigten Malte und Feline, was sie drauf haben und gewannen das Wettrennen gegen mich bis zum Platz an dem wir Mittag gegessen hatten.

Wir teilten den vor uns liegenden Weg in 6 Stücke auf.

Nach dem ersten Sechstel des Weges sollte ein Parkplatz auf uns warten, mit einer Schutzhütte – vielleicht ein Schlafplatz für die Nacht? Der Weg war schön matschig, uns kamen einige Mountainbiker entgegen. Zunächst hatten wir einige Orientierungsschwierigkeiten, weil es mehr Wege gab, als auf der Karte verzeichnet waren, aber ein schneller Blick auf Jens Kompass zeigte uns die richtige Richtung. Am Parkplatz angekommen suchten Gloria und ich die Hütte. Wir gingen ein gutes Stück in den Wald hinein, doch eine Hütte fanden wir nicht. Dabei hatten wir doch eine aktuelle Karte!

Die kurze Pause wurde genutzt um die restlichen Würstchen mit Röstzwiebeln zu verspeisen.

Nach dieser Stärkung ging es weiter zum zweiten Sechstel: einen wunderschönen Wanderweg, durch einen Nadelwald. Die Stille hier war richtig drückend, der Boden weich von den ausgefallenen Nadeln. Es ging zwar leicht bergauf, doch das merkte man kaum. Der Wald hatte hier ein sattes, dunkles grün.

Das dritte Sechstel war wahrscheinlich das härteste. Hier ging es auf und ab, denn wir waren ziemlich nah an der Wehebachtalsperre, ohne diese sehen zu können. Es ging also immer wieder runter in ein ausgetrocknetes Bachbett und dann wieder den Berg rauf, und wieder runter. Doch der Weg war wunderschön – mehr ein Trampelpfad, der von Ginstersträuchen und Brombeerbüschen flankiert wurde. Ein besonders schöner Anstieg wurde wieder mal überrankt, dieses Mal aber von Ginstersträuchern. Da mittlerweile die Sonne schien war es ein wunderbarer Herbsttag. Das Bachbett vom Thönbach führte zwar kein Wasser mehr, allerdings Matsch. Obwohl Malte sich um den ersten Platz der matschigsten Schuhe bewarb glaube ich, dass ich hier mindestens auf dem zweiten Platz gelandet bin. Das dritte Sechstel zog sich ganz schön, bis wir an einen großen Holzstapel kamen. Hier ging es eine geschotterte Straße bergauf. Am Ende der Straße gäbe es laut Wanderkarte eine T Kreuzung mit Feuerstelle. Wir kratzten die letzten Kraftreserven in uns zusammen und wagten den Anstieg. Jakob legte die Hälfte der Steigung Rückwärtsgehend zurück, während Feline und Malte für ihn die Augen spielten. Gloria machte weiter viele Fotos. Jens und Jakob wetteten (ich versuche den Inhalt der Wette wiederzugeben): ob das Pokemon Croco-Doc (?) bereits in der schwarzen Edition 2 (?) dabei war. Wie auch immer, Jens verlor die Wette und backt uns dafür für den nächsten Heimabend einen herrlichen Zitronenkuchen.

Doch als wir an der T Kreuzung ankamen waren wir alle erschöpft. Zum Glück fand ich in meinem Rucksack noch ein paar Hobbit-Kekse, die für allgemeine Erheiterung sorgte. Die Feuerstelle jedoch fanden wir nicht. Plötzlich tauchte ein Forstauto auf, das wir versuchten anzuhalten, das aber einfach an uns vorbeifuhr. Erst als der Förster meinen ironischerweise hochgestreckten Daumen im Rückspiegel sah hielt er an und kam zurück.

Der Förster war sehr nett, erklärte uns aber dass es an dieser Stelle niemals eine Feuerstelle gegeben hätte. So ein Mist! Und das obwohl sie in beiden Wanderkarten verzeichnet ist. Er machte uns auch keine weitere Hoffnung darauf im Wald übernachten zu können und noch etwas Geeignetes zu finden. Obwohl es noch zwei geeignete Hütten auf unserem Weg gab bestand er darauf, dass wir bis zum Abend den Wald verlassen müssten. Doch einen Tipp gab er uns dann doch noch: „Ein Freund von mir hat einen Jugendzeltplatz in der Nähe. Versucht es doch mal dort!“.

Damit besiegelte er unser Schicksal: wir mussten alle mindestens bis zum Supermarkt laufen. Jens konnte zum Glück dazu überredet werden endlich die Maiskolben wegzuwerfen.

Das vierte Sechstel brach damit an. Doch mit einem klaren Ziel vor den Augen ging das Wandern jetzt um einiges leichter. Wir wussten, dass wir am Ende des Weges eine Übernachtungsmöglichkeit mit Feuerstelle finden würden. Obwohl es bergauf ging und das Stück sich zog war die Stimmung sehr gut. Malte bewarf uns mit Kletten. Der Wald war hier etwas lichter. Irgendwann sahen wir zwischen den Bäumen die Hütten durchscheinen, bei denen wir nicht übernachten durften. Und es war der perfekte Lagerplatz – zwei wunderschöne Hütten, eine saftige grüne Wiese, die zum Zelten einlud, eine Feuerstelle, mitten im Wald aber auf einer Lichtung. Schweren Herzens gingen wir weiter.

Doch damit war das fünfte Sechstel angebrochen. Eine Joggerin die uns entgegenkam meinte, als wir Platz machten „Ihr geht wahrscheinlich schneller als ich laufen kann.“ Amelie schaute mich an und sagte nur „Auf gar keinen Fall“. So langsam begannen die Füße weh zu tun. Doch wir waren bereits in Großhau angekommen. Schon wieder so eine Geisterstadt. Über den Biberpfad ging es auch gleich wieder (zu Glorias Verwunderung) aus der Stadt heraus. Auf einem Feldweg dann kamen wir an eine Kreuzung, auf der sich unsere Wege trennen sollten, denn…

… wir hatten uns einen Plan gemacht: da es schon dämmerte gingen Amelie, Gloria und Malte einkaufen, während Jens, den wir mittlerweile liebevoll „radio“ nannten, Feline (die sich selbst den Namen „Stinkwanze“ gegeben hatte), Jakob und ich zum Lagerplatz gehen sollten und uns um Feuer und Kohte kümmern wollten. Wir machten noch ein Abschiedsfoto und dann ging es los. Die nicht Einkäufer schleppten dabei die Rucksäcke der Einkäufer zusätzlich.

Es war zwar laut Karte nicht mehr weit, doch der Wanderweg führte durch einen Wald. Und es war jetzt schnell dunkler geworden. Die Wanderkarte hatten die Einkäufer dabei, radio und ich hatten uns den Weg so gut es ging gemerkt. Doch im dunklen Wald war es schwierig auf dem Pfad zu bleiben. Wir gingen bis wir an ein Grab eines Soldaten (?) kamen und bogen nach rechts ab. Als wir nach einigen Minuten aus dem Wald heraus traten führte der Weg vor uns durch eine ca. 1,5m breite Allee aus jungen Bäumen. Wir folgten dem Weg. Nebel kam den Hügel heraufgekrochen und erlaubte uns bloß einen Blick von vielleicht 50 Metern nach vorne. Und der Weg hörte und hörte einfach nicht auf. Es war nun wirklich dunkel geworden und nachdem wir eine Viertelstunde gegangen waren tauchte rechts von uns ein großes Gebäude auf. Voller Hoffnung gingen wir darauf zu.

Es war der heiß ersehnte Zeltplatz. ENDLICH! Doch als wir am Haus schellten war niemand Zuhause. Ernüchterung. Können wir hier bleiben? Und wo kriegen wir Feuerholz her, schließlich muss man bis zum Wald die ganze Baumallee wieder hoch laufen. Ich schellte am nächsten Haus, die zwar nicht für den Zeltplatz zuständig waren, mir aber erklären konnten, wo ich hin musste.


Die nächste Tür war die richtige: mir begegnete der netteste Zeltplatzbesitzer aller Zeiten. Er kam gleich mit dem Fahrrad mitgefahren, schloss uns die Toiletten und Duschen (warmes Wasser!) auf, zeigte uns wo wir uns Feuerholz nehmen durften, erklärte uns wie man die Feuerstelle benutzte und erlaubte uns sogar wenn wir wollten in einem Gemeinschaftssaal zu schlafen. Unser Retter in der Not!

Im Gespräch meinte er, dass der Zeltplatz von immer weniger Pfadfindern besucht werden würde. Die letzten die da gewesen wären waren aus dem bergischen Land gekommen. Auf meine neugierige Frage wie die Stämme denn heißen würden sagte er mir, er wüsste nur „Ring Bergisches Land“. Ich musste laut lachen. Er ging nachgucken, wer es genau gewesen war und erzählte mir gleich, das pelle, Schatzmeister des Ringes „Bergisches Land“ den Zeltplatz gemietet hatte. Zufälle gibt’s…

Jens wollte seine Wette einlösen und mit dem Magnesiumstab innerhalb von 20 Minuten das Feuer zum Brennen bekommen. Doch wir machten uns Sorgen, ob die Einkäufer es durch den dunklen Wald hierherfinden würden. Ich zündete mir eine Fackel an und begab mich auf die Suche, die Allee entlang, durch den Wald. Auf der anderen Seite wedelte ich mit der Fackel sichtbar hin und her, doch so einfach wie ich es mir vorgestellt hatte war es gar nicht. Der Zeltplatz hatte aber noch einen zweiten Zugang. Also begab ich mich im Eilschritt in die Richtung dieser Straße. An Maisfeldern vorbei, am Waldrand entlang. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und wollte mich auf den Rückweg machen, als ich ein lautes „BAAAAAAAAAAAAAAAAASTI“ hörte. Ich hörte nur Malte, der dann auch schnell angerannt kam. Puh, gefunden! Amelie und Gloria kamen gleich hinterher. Ich wurde freundlich darauf hingewiesen, dass ich das Fackelwachs auf meiner gesamten Kluft verteilt hatte. Doch das war jetzt egal, das Essen war da, und die Gruppe wieder vollständig. Sie hatten sogar Popcornmais besorgt, um unserem Maisfreund Jens eine besondere Freude zu bereiten. Wir gingen durch den Wald, fanden direkt den Weg, das Soldatengrab, die Allee und waren ruck zuck wieder am Lagerplatz. Das Feuer prasselte bereits, und wurde unter Zeugen mit dem Magnesiumstab angemacht – Chapeau!

Wer essen will muss schneiden, war die Devise. Es sollte Nudeln mit Möhren-Paprika Soße geben, da mussten nochmal alle ran. Jakob bekam einen Crashkurs von Jens zum Thema Zwiebeln schneiden, Gloria und Feline „spülten“ (es war wohl eher ein sauber quatschen) unsere Sachen und Malte legte Feuerholz nach. Als die Spaghetti auf dem Feuer standen brannten die Flammen so hoch, dass die aus dem Topf stehenden Spaghetti Feuer fingen. Wenn Amelie kocht brennen halt schon mal die Spaghetti an – aber nur einseitig! Gloria und ich verhingen die Hütte mit Kohtenplanen, um es etwas wärmer zu haben.

Bald schon gab es Essen, einen riesigen bis zum Rand gefüllten Topf voller Spaghetti. Wir schafften es jedoch nicht mal diesen halb leer zu snacken.

Wir stocherten das Feuer nochmal an und Amelie setzte einen herrlichen Tschai auf. Herzlich lachten mussten wir als uns Jens darauf hinwies, dass er ja noch keinen Alkohol trinken dürfte. Als ob wir diesen leckeren Tschai mit Alkohol verderben würden! Dafür fügten wir allerdings eine extra Portion Honig hinzu. Der Topf hatte ein Loch bekommen, deshalb war es zwar etwas schwer mit dem Tschai-Kochen, doch zum Schluss sprangen für jeden einige Tassen unseres wärmenden Stammesgetränks dabei heraus. Wir waren so pappensatt, das wir nicht mal mehr den Popcornmais machen wollten.

Doch die Augen wurden schwerer und schwerer, die Hütte kälter und kälter. Wir standen vor der Wahl: Feuerwache die Nacht lang, oder das Geschenk des netten Zeltplatzbetreibers annehmen und drinnen schlafen. Wir stimmten ab und schliefen warm und durch. Leider schlief ich beim Gruselgeschichtenerzählen selber ein.


Sonntag


Ausgeschlafen! Wunderbar. Jens und Amelie waren schon wach und hatten das Feuer angezündet. Wir wuschen uns und wer wollte duschte. Zum Frühstück gab es gebratene Nudeln, Brot mit allerlei Aufschnitt, Kaffee für die müden Sippenführer, und Tee für die wachen Sippenkinder. Wir gönnten uns ordentlich. Wir stimmten über den Gruppennamen ab und einigten uns auf Sippe „Kasbek“! Danach räumten, putzten und fegten wir alles wieder so sauber wie wir es vorgefunden hatten. Jakob zeichnete unser Stammeswappen und Gloria verfasste einen Dankesbrief an den netten Zeltplatzbesitzer, der auch noch persönlich vorbeikam um abzuschließen und sich sichtlich über den Brief freute.

Wir packten unsere Sachen machten noch 1, 2 Gruppenfotos und machten uns auf Richtung Obermaubach. Bis Kleinhau reichte noch unsere 1:25.000er Wanderkarte, ab Kleinhau hatten wir nur noch eine mit schlechterem Maßstab (1:50.000). In Kleinhau bot sich das gleiche Bild wie in den anderen Dörfern zuvor südlich von Langerwehe: Tristesse. Selbst als wir an Häusern klingelten machte niemand auf. Zum Glück kam eine Familie gerade vom Kirchgang zurück und so konnten wir nachfragen wo es zum Wanderweg nach Obermaubach geht. Sie zeigten uns den Weg, doch nach 500 Metern stellten wir fest, dass es eine Sackgasse war.

Die nächste Beschreibung der Dorfbewohner war allerdings besser. Am Modellflugplatz vorbei auf den Wanderweg mit der rot-weißen Schranke. Einige Pilzsammler bestätigten uns, dass wir auf dem richtigen Weg wären. Wir wanderten weiter, hier war der Wald in allen Tönen gefärbt, die der Herbst so hergibt. Wir waren gut gelaunt und voller Erwartungen den Bahnhof in Obermaubach zu finden. Doch Pustekuchen! Als wir an einem Aussichtspunkt ankamen stellten wir fest, das wir längst an Obermaubach vorbeigewandert waren. Vor uns lag Bogheim etwas weiter konnten wir Untermaubach erkennen.

Ich wiederhole mich ungern, aber Bogheim war wiedermal ausgestorben. Eine Passantin trafen wir, die uns den Weg nach Untermaubach wies. Die Mägen knurrten, doch mit einer Ansprache an unsere Sippe „K(r)assbek“ schafften wir es die letzten Kraftreserven zu wecken und statt mitten in der Stadt auf der Hauptstraße zu snacken noch nach was Besserem zu suchen. An einer schönen Stelle an einem kleinen Rinnsal zwischen hohen Pappeln machten wir Mittagsrast. Es gab Kekse, Äpfel und Müsliriegel. Als Amelie auf die Uhr schaute bemerkten wir, das wir gar nicht mehr so viel Zeit hatten, bis der nächste Zug kommen würde – und an einem Sonntag in der Nordeifel sind Züge sicherlich höchstens einmal pro Stunde getaktet.

So beeilten wir uns durch das Dorf zu kommen, bogen einmal falsch ab, wurden von einer älteren Dame zurückgeschickt, die etwas Schnellen halfen den Langsamereren, und gemeinsam schafften wir uns samt Gepäck zum Bahnhof, in dem gerade der Zug einfuhr, als wir den Bahnhof sahen.


Sprint auf den letzten 50 Metern, wir erwischten gerade noch die Türe. Ein Mann der aus dem Zug ausstieg sagte uns „Dat is nit der Zuch nach Düren, dat is der Richtung Heimbach!“.

So hatten wir doch noch 5 Minuten Zeit um durchzuatmen. Im Zug machte sich dann die Müdigkeit bemerkbar. Wir redeten darüber was unsere Mamas (bzw wir Alten wir uns selber) uns wohl kochen würden und es dauerte nicht lange bis wir in Düren waren. Dort wies mich Malte daraufhin das ich das Beil doch lieber am Rucksack befestigen sollte um nicht zu gefährlich auszusehen, und wir stiegen in den Zug nach Rothe Erde.

Wir bekamen noch ordentlich zu lachen, weil das Paket Salz auf der Schokolade ausgelaufen war und unterhielten den halben Zug mit. In Rothe Erde stiegen wir in den Bus zum Bushof und von dort aus in die 33 rauf zum Ponttor. Eine Traube Eltern wartete bereits auf uns, doch wir mussten noch das Zeltmaterial abladen und einen Abschlusskreis machen, bevor wir uns in die Menge stürzen konnten.


Fazit


Ein tolles Herbstwochenende geht zu Ende. Nicht nur Amelie und ich sind begeistert wiedergekommen. Wir sind 32 Kilometer gewandert und alle haben ganz toll durchgehalten – wir sind auch als Sippe ein Stück näher zusammengewachsen. Und wir haben jetzt einen Namen, Sippe „Kasbek“.


Wir hatten tolle Schlafplätze, gruselige Nachtwanderungen, leckeres Essen, viel Spaß und witzige Gespräche. Beim nächsten Mal versuchen wir früher einen Lagerplatz zu finden, damit wir die Lieder aus dem „Kleinen Monti“ alle mal singen können.


Wir wären gerne länger auf Fahrt geblieben.


Bericht von basti, Fotos von Gloria


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