Sippen- und Meutenfahrt 2016

Man könnte das Ganze getrost auch Winterfahrt 2016 nennen! Das Hohe Venn hat am zweiten März Wochenende in diesem Jahr seine Opfer gefordert, und nicht wenige Episoden der Fahrt erinnerten an die DMAX Serie "Der härteste Job Alaskas".


Tag 1 - Liegt hier echt noch Schnee?!


Zurück auf Fahrt - endlich! Die letzte richtige Fahrt war schon wieder Monate her. Darum hatten wir von der Sippe Kasbek uns die Meute samt der Meutenführung geschnappt, und uns auf ins Hohe Venn gemacht. Da ich unglücklicherweise etwas verspäteter als gedacht eintraf, war bereits alles verpackt, verstaut, aussortiert und fest gezurrt. Es konnte sofort los gehen. Fahrtenleiter Hicham scheuchte uns zum Bus, der natürlich brechend voll waren, und in dem es stark nach Fuß roch. Nachdem die gefühlten fünfzig Tickets abgestempelt waren mussten wir auch gleich am Bushof umsteigen. Der Bus nach Roetgen war zum Glück anfangs komplett leer, deshalb reservierten wir uns das komplette hintere Busabteil in alter deutscher Urlaubsmanier - doch statt unseren Handtüchern blockierten wir alles mit unseren Rucksäcken.

 

 

Gloria freute sich besonders darüber, dass wir einige Fahrtenlieder zum besten gaben. Nach etwa einer Stunde Fahrt kamen wir sicher im Hohen Venn an. Unterwegs hatten wir festgestellt, dass doch noch einiges an Schnee liegen geblieben war. Ob das "Hohe" in Hohes Venn etwa dafür steht, dass dieser Landschaftsstrich höher gelegen ist? Nur eine Vermutung!

 

Da Amelie, Gloria und Hicham einkaufen waren nutzten wir übrigen die Gelegenheit den Parkplatz des Supermarktes in ein Schneeballschlachtfeld zu verwandeln. Erst im Nachhinein fiel uns auf, dass es gar nicht so clever war dabei vor den Rucksäcken stehen zu bleiben, weil diese so kalt und nass wurden. Ein netter Passant gab uns einen Kakao aus (den wir aber hier noch nicht einlösten), und wir machten Fotos für Lilly und Jakob, die leider krank geworden waren und deshalb nicht mit konnten! 


Es ging nun weiter die Straße rauf, grob links und nach einer Brücke hatten wir mit einem Mal die Zivilisation verlassen, was wir für einen Anfangskreis nutzten. Anschließend kamen wir an einen Traktorpfad, der laut Karte in die Richtung führte, in die wir wollten. Ich sags wie es ist - der Weg war mindestens grenzwertig. Matschig wäre eine Untertreibung, teilweise stand der gesamte Weg unter Wasser, und wenn man nicht tierisch aufpasste sank man bis zum Knöchel ein. Aufpassen war indes schwierig, da es schon einigermaßen dunkel geworden war, und wir im Gänsemarsch hinter Felix her dackelten, der die Fackel trug. 

Der Mond stand als Sichel am Himmel, eine kühle Briese pfiff, und der dunkle Wald kam immer mehr in unsere Reichweite. So langsam wir uns auch den Hügel hinauf kämpften, so anstrengend war es auch. Nach einiger Zeit waren die zahlreichen Klagelaute verstummt, und wir konzentrierten uns jeder nur darauf einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Bald kreuzten wir einen geteerten Feldweg und waren froh über den festen Boden unter den Füßen. Wir hielten uns links, um bald einen guten Weg in den dichten Nadelwald zu finden. Man konnte nun relativ weit über die Felder blicken, auch wenn es dunkel war. Am Ende des Feldweges befanden wir uns in einem dörflichen Auswuchs von Roetgen und blickten einem steilen Anstieg entgegen. Doch davon ließen wir uns nicht entmutigen, auch wenn die Frage, wie weit es denn noch wäre, wahrscheinlich die häufigst gestellte war. Wir wagten den Aufstieg. Als ein Auto bei uns anhielt dachten wir erst es wäre, weil Gabriel den Daumen raus gehalten hatte, als wolle er trampen. Was der Autofahrer wirklich wollte erfuhren wir erst, als kurze Zeit später ein weiteres Auto bei uns anhielt. Eine junge Frau verriet uns, dass es in der Nähe eine Halle gäbe, in der der Besitzer ab und zu mal Pfadfinder schlafen ließe. Das musste man uns nicht zweimal sagen!

Christine, Malte, Amelie und ich suchten bei besagtem Haus erst vergebens eine Klingel, entschlossen uns dann kurzer Hand zu klopfen. Eine sehr freundliche Frau öffnete uns, und erklärte uns, dass sie und ihr Mann in dem ersten Auto gesessen hätten, und uns genau diese Schlafmöglichkeit anbieten wollten. Da hatten wir ja nochmal Glück gehabt!

Eilig errichteten wir unser Lager für die Nacht im Werkzeugkeller des Rinderzüchters. Der arme Mann hatte eine Knieverletzung, weshalb er auf Krücken den komplett vereisten Weg bis zur Halle "gehen" musste. Vielleicht war das der Grund, warum er mich an Felix erinnerte.

Wir legten alles mit Ponchos, Kohtenplanen und Isomatten aus und entzündeten im Ofen ein prasselndes Feuer. Weil es richtig schön warm werden sollte, knallten wir den ganzen Ofen mit Holz voll. 

 

 

 

 

Darauf wurden dann auch die Würstchen gekocht, die wir später zu Hot Dogs verarbeiteten. Röstzwiebeln, Gürkchen, Remoulade und Ketchup (der viel zu scharf war, mir brennt immer noch die Zunge!!) rundeten das delikate Abendmahl ab. 


Amelosch hatte sogar noch ein paar (M)Arschmallows aus dem Rucksack hervorgezaubert. Mit Ach und Krach konnten davon noch einige verzehrt werden, doch spätestens als wir Gitarre und Liederbücher herausholten waren die meisten (Hicham) bereits tief und fest am schlafen. Im ernst: der Traktorpfad hatte mehr Kräfte gekostet, als wir gedacht hätten, und mit einer warmen Mahlzeit im Magen fallen die Augen schneller zu, als man "Gospodar" sagen kann.

Felix und ich mussten die Singerunde dann irgendwann zu zweit gestalten, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Draußen genossen wir noch einige Minuten den Blick auf den sternenklaren Nachthimmel, den man hier im Hohen Venn, ohne den Elektrosmog der Stadt, betrachten konnte.


Tag 2: Schnee ist kalt


Die Nacht war windgeschützt, es brannte noch eine Zeit lang das Feuer im Ofen und wir lagen alle dicht an dicht: ich habe selten so gefroren! Was in meinem Falle an meinem Sommerschlafsack und der 2 mm dicken Montenegro-Gedächtnis-Isomatte liegt. Bei den Anderen (bis auf Amelie) gab es aber eine erholsame Nacht mit vielen schönen Stunden Schlaf. Die kalten Knochen wollten aufgewärmt werden, also heizten wir zum Frühstück den Ofen gleich noch mal an. Der nette Bauer hatte gesagt, wir könnten gerne alles Holz verbrauchen. Das schafften wir trotz aller Bemühungen nicht mal annähernd.

Mit einem wunderbar gesungenem "Dämmert von Fern" starteten wir in den Tag und in ein gutes Frühstück, das bis auf Kaffee eigentlich alles bot, was ein ausgewachsener Pfadfinder nach so einer Nacht benötigt! Die Remouladentube kreiste nicht nur einmal. 

Nach dem Frühstück nutzten wir einen der Zollstöcke, um zu messen wie groß wir waren. Nicht viele überragten die gemessenen fast 1,80m des Stammesführers (genauer waren es riesige 1,78m in Worten einmeterundachtungsiebzig Zentimeter).

Anschließend ging es ans Aufräumen. Erst wurden die Rucksäcke gepackt, der Müll gesammelt, und dann der Raum gefegt. Gloria stellte zu Recht die Frage der Fahrt "Soll ich auch den Tisch besen?" (Ich denke Besen muss man als Verb ja klein schreiben!). Nachdem wir vor der Tür alle nochmal hingefallen, oder ausgerutscht waren, und wirklich der aller letzte auf Socken durch die kleine Pfütze in der riesigen Halle gegangen war, konnte es dann endlich losgehen. Vor der Tür übten wir nochmal "Nehmt Abschied Brüder", und dann gingen wir zu unserem netten Schlafplatz-Geber, um ein Ständchen zu Singen. Mutter, Vater und Tochter waren ob unserer herausragenden Sangeskünste so begeistert, dass wir noch ein paar Süßigkeiten abstauben konnten. Dann ging es aber endlich los!

 

 

Und schon waren wir zurück, mitten in der Wildnis. Der Weg war so vereist, dass man im Pulverschnee gehen musste, und lieber einsank, als auszurutschen. Ich wettete, dass ich der erste wäre, der lang liegen würde, doch gewann die Wette zum Glück nicht!

 

 

 

 

 

Die herrliche Landschaft entschädigte uns jetzt schon für die geleisteten und noch zu leistenden Strapazen. Stammes Kamera Beauftragte Gloria fing alles wunderbar auf. Scheinbar haben wir da ein kleines Talent entdeckt!

 

 

 

 

 

 

Na klar, keine Fahrt ohne Gruppenfoto! Das sind sie also: die Meute, und die Sippe unseres Stammes.


Während Hicham und Amelie sich fragten, wie wir wohl am besten weiterwandern sollten, fragte ich mich, warum sich niemand darüber beschwerte, dass ich seine Mütze geklaut hatte. Die schwarz weiße Mütze war am morgen übrig geblieben, und ich dachte mir ich ziehe diese einfach an, und warte bis es jemandem auffällt. Nach einiger Zeit merkte ich aber, dass dieser Umstand scheinbar niemanden interessierte. Als ich fragte, wem die Mütze gehörte erntete ich nur Schulterzucken. Scheinbar hatte ich die Mütze unseres großzügigen Nachtquartier Beschaffers geklaut, ohne es zu wissen!

 

Die Wege blieben vereist, und wir wanderten einen kleinen Hügel hinab. Da das Hohe Venn ein Sumpfgebiet ist, war es insgesamt sehr feucht, und die Wege waren spiegelglatte Eisflächen, über die teilweise Rinnsale von Tauwasser flossen. Eine prekäre Mischung, die uns immer wieder ins schliddern brachte.

 

 

 

Als wir eine Brücke über einen kleinen Bach erreichten, war Zähneputzzeit! Die biologische Zahnpasta wurde ausgepackt, die Zahnbürsten hervorgekramt, und es hieß: "Entweder Zähne putzen, oder hier bleiben.". Unten am Bach passierte es dann: Dillan fiel beim herumklettern in den Bach. Was heißt er fiel hinein? Er stand mit den Füßen im Bach. So mussten wir ihn also erst mal wieder in warme Klamotten, und warme Socken stecken.

 

 

 

Nachdem wir den Schock verdaut, und einige Tannenzapfen in den Fluss geworfen hatten, ging es dann auch weiter. Aufsatteln! Christine und Malte waren kaum zum Weiterlaufen zu begeistern.

 

 

Zum Glück hatten wir mit keinen großartigen Steigungen zu kämpfen, und wir fragten uns, ob wir wirklich in Belgien, oder doch eher in Holland gelandet waren. Trotzdem blieb der Weg weiterhin tückisch!

 

 

 

Bei der nächsten Pause fackelten wir dann nicht lange. Sippen- und Meutenfahrt hieß es zwar, doch trotz des großen Zusammenhalts mussten wir herausfinden, wer hier eigentlich die Lederhosen an hat. Wir starteten also kurzer Hand ein Schneeketsch-Turnier Meute gegen Sippe.

Den ersten Kampf bestritt Malte für die Sippe Kasbek, gegen Alisha aus der noch namenlosen Meute. Es ging darum den Anderen aus einem Kreis herauszudrängen, oder zu Boden zu ringen. Alisha konnte das Duell durch ihren großen Einsatz- und Siegeswillen für sich entscheiden. 1:0 für die Meute.

Doch das ließ Amelie sich nicht zweimal sagen. Wie vom Blitz getroffen sprang sie auf, zerriss sich ihre Jacke (ähnlich wie Hulk) und forderte die Meutenführung zum Schlagabtausch heraus. Man sah Hicham und Felix die Panik in den Augen förmlich an, doch nachdem Felix auf seinen lädierten Fuß verwiesen, und die "Kranker-Mann" Karte ausgespielt hatte, trat Hicham zitternd in den Kreis.

 

 

 

Man kann sich denken, wie das ungleiche Duell ausgegangen ist. Hicham bekam natürlich brutalst den Arsch versohlt (im übertragenen Sinne). Mehrfach ging ein Raunen durch die Menge, und sogar der Schiedsrichter musste Amelie einige Male verwarnen. 1:1

 

 

 

Als Endkampf hieß es dann Felix gegen Basti. Auch wenn es wahrscheinlich bereits jeder ahnt, aber auch hier holte die Sippe einen souveränen Punkt und gewann das Duell natürlich klar. 2:1!

Währenddessen trieben die Anderen Schabernack mit den abgelegten Sachen der ungleichen Konkurrenten.

 

 

 

 

Der letzte Kampf fand sippenintern zwischen Gloria und stinkwanze statt. Dieser extrem spannende Kampf dauerte eine gefühlte halbe Stunde und konnte nur durch die Androhung des Publikums beendet werden "Entweder ihr macht voran, oder wir bewerfen euch mit Schneebällen!".

Es ging ein ganzes Stück weiter die vereisten Straßen entlang. An einer Waldkreuzung bogen wir falsch ab, was wir aber erst später feststellten. So kamen wir bald zu einer kleinen Brücke, die über einen winzigen Bach führte. Dort gab es dann endlich die notwendige Mittagspause mit Bananen, Äpfeln, Birnen und Hobbits - alles was zu einem guten Snack dazugehört! Einige versuchten die Füße trocken zu bekommen, andere legten sich in die Sonne und einige wenige nutzten auch diese Zeit, um am Bachlauf entlang zu klettern. 

Ein paar Wanderer fragten uns, ob wir tatsächlich und wirklich in einem Zelt im freien übernachten wollten. Zu ihrem großen Erstaunen konnten wir das bejahen, was uns großen Respekt einbrachte! In der Sonne war es im Moment zwar noch einigermaßen warm, aber wir wussten bereits, was in der Nacht auf uns zukommen würde. 

Der Meister der Karte, Hicham, führte uns nach der Brücke direkt links am Bachlauf des kleinen Baches entlang. Der Weg war zunächst mehr ein Trampelpfad, als ein Weg, später mehr ein Pfützenpfad, als ein Trampelpfad, und später mehr ein Matschhaufen, als alles Andere. Die Landschaft entschädigte dafür für den Matsch im Schuh: wir wanderten zwischen einem malerischen kleinen Bach entlang, und einer Sumpfebene, auf der kein Baum wurzeln konnte.

 

 

 

 

 

Gut das war nicht ganz die Wahrheit: ein Baum hatte es doch geschafft im morastigen Boden halt zu finden. Dieser sah, vielleicht auch durch den jahrzehntelangen Kampf, dafür besonders schick aus! Gloria hielt diesen Teil der Wanderung mit wunderschönen Fotos fest, auch wenn sie auf jedem zweiten Bild ihre eigenen Schuhe fotografieren wollte. Wir wissen bislang nicht genau, ob das eine besondere Marotte unserer Kamerafrau ist, versprechen aber bis zum nächsten Bericht nachzufragen!

Zwischendurch versank der ein oder Andere von uns knöcheltief im Matsch, sah einen Bach nicht, oder musste über einen umgefallenen Baumstamm klettern. Amelie hielt sich da für deutlich schlauer: statt über den wirklich sehr hohen Baumstamm zu klettern, dachte sie an unsere Stammes-Karnevalsparty zurück und wollte wie beim Limbo einfach unter dem Baumstamm herkrabbeln. Das gelang ihr nur mäßig. Da sie sich dabei wie eine Schildkröte anstellte, und mit ihrem "Panzer" (dem Rucksack) stecken blieb, und vom Rest der Fahrtengruppe geborgen werden musste, erhielt sie den liebevollen Fahrtennamen "turtle".

Wir legten nach der dramatischen Rettung von turtle eine kleine Pause ein, und sangen ein, zwei Lieder in dieser wunderschönen Umgebung. Außerdem mussten wir das eiskalte Wasser aus unseren Sigg Flaschen trinken, was man bei kaltem Wetter viel zu leicht vergisst.

 

 

 

Die Bachstrecke war nun schnell vorbei - um den Bach dann letztlich zu überqueren war eine mini Brücke im Montenegro-Stil vorgesehen. Felix wies schon einmal Gloria an, die Kamera bereitzuhalten, falls ich wieder mal in den Fluss stürzen sollte. Doch Pustekuchen: wir schafften es alle (zwar nicht trockenen Fußes) hinüber.

 

 

 

 

Beim Wandern entwickelten die Wölflinge und Pfadfinder den Drang sich permanent hinfallen lassen zu müssen. Bei jeder noch so kleinen Gelegenheit mal nicht einen Fuß vor den Anderen zu setzen warf sich irgendwer in den dicken Schnee. 

Es ging nun einen flachen Anstieg hinauf durch eine wirklich winterliche Landschaft. Zur linken Seite ein dichter, und einladend aussehender Tannenwald, zur rechten ein weite Fläche Sumpflandschaft. Der Weg war natürlich komplett mit Schnee bedeckt. Zwischendurch gab es kleine Pfützen, die von einem Rinnsal getränkt wurden und deshalb nicht vereist waren. Dort wuchs eine Art Süßwassergras. Insgesamt ein außergewöhnliches Landschaftsbild, mit vielen Widersprüchen und absolut sehenswert. Die Fotos können der Realität leider kaum gerecht werden!

 

So langsam stellte sich ein kleines Hüngerchen ein. Durch das Waten durch den tiefen Schnee, um nicht auf dem glatten Eis auszurutschen, hatten wir unsere Kraftreserven so ziemlich verbraucht. Der Weg ist zwar das Ziel, Ankommen ist aber trotzdem erlaubt! Wir waren auf der Suche nach einer Schutzhütte, die wir auf der Wanderkarte erspäht hatten. Dort vermuteten wir weniger nassen Boden, als hier im Sumpfgrenzgebiet. 

Die Fragen "Ist es noch weit?" "Wie weit ist es noch?" "Wann kommen wir an?" [usw.] häuften sich. Wir waren mittlerweile in den Wald eingebogen, hatten eine Schranke passiert und gingen einen großen Bogen. Durch die Äste erspähte Adlerauge Hicham die Hütte, und mit dem Ausspruch "In fünf Minuten sind wir da" hatten auf einmal alle ihre Kräfte wiedergefunden, und es ging im Spurt-Tempo den Weg entlang. Trotzdem war Alisha natürlich mit Abstand die Erste - aus ihr könnte mal eine prima Dauerläuferin werden.

Hinter einer Bauernhofruine tauchte die Schutzhütte auf. Sie war nicht besonders groß, doch geräumig genug, um uns alle zu beherbergen. Mit dem Ankommen am Schlafplatz für den Abend stehen natürlich erst Mal zahlreiche Aufgaben an: eine Feuerstelle muss präpariert werden, das nötige Feuerholz gesucht werden, die Hütte einigermaßen Zugdicht verpackt werden, und natürlich wollten alle sich möglichst schnell aufwärmen. Da geht man als Gruppenführerin natürlich mit bestem Beispiel voran. turtle war beim Feuerholz holen kaum zu bremsen.

Ruckzuck hatten wir eine Feuerstelle aufgebaut und zündeten mit dem nassen Holz ein prasselndes Feuer an. Drumherum hatten wir die Isomatten postiert, damit wir uns dabei aufwärmen konnten. Besonders die Füße mussten trocken und warm werden. 

Die Spaghetti mit Soße, die von turtle gezaubert wurden, mundeten hervorragend. Sie hatte es sogar fast geschafft die Spaghettis auf dieser Fahrt nicht anzuzünden. Die ein, zwei lassen wir ihr dieses Mal durchgehen! Nachdem das Essen gegessen war war es auch schon zappenduster. Die Schlafplätze wurden im Eilverfahren eingerichtet. Felix und ich hatten die glorreiche Idee mit unseren löchrigen und alten Sommerschlafsäcken, sowie den billigst Isomatten direkt neben dem Feuer zu schlafen.

Doch zuerst einmal erlebten wir noch einen herrlichen Abend ganz im Sinne des Stammes. Die Nacht war wieder sternenklar, die Luft eisig aber sauber, Wärme strahlte vom Feuer ab. Zu später Stunde gab es ein paar übrig gebliebene (M)Arschmallows, und wir initiierten eine schöne Singerunde bis spät in die Nacht. 

Die Idee mit dem am Feuer schlafen stellte sich als nicht so genial heraus, wie wir es uns vorgestellt hatten. Immer wenn wir zu frieren begannen, wussten wir, dass das Feuer fast aus war und mussten aufstehen und Scheite nachlegen. Wenn man zu lange gewartet hatte war das Feuer ganz aus, und man musste aus dem warmen Schlafsack heraus klettern und Kleinholz machen, sowie alles neu entzünden. An "Schlaf" war leider nicht zu denken. Der Rest (bis auf turtle) schlief zum Glück außerordentlich gut!


Tag 3: Zurück ins Warme


Ich wachte auf, weil Hicham halb auf mir drauf saß und ein Feuer entzündete. Wunderbar, guter Mann! Mittlerweile waren fast alle wach geworden und so gab es als aller erstes Tee, den wir, wie am Vorabend auch die Nudeln, mit Schnee kochten. Der Tee war fertig, die Teebeutel bereits im Wasser aufgelöst, als Hicham die Idee hatte den Topf mit einer Art Drop Kick um zutreten. Er selbst ärgerte sich wahrscheinlich am meisten. Wir setzten neuen auf, und so kam schließlich jeder zu einer Tasse wärmenden Heißgetränks. Zum Frühstück tauten wir die gefrorene Nutella wieder auf und holten uns die notwendige Kraft für den letzten Tag der Fahrt. Dann wurden die Zähne geputzt. Natürlich sind die Leute mit der größten Scheiße im Kopf selten die Jüngsten. 

Dann wurde selbstverständlich aufgeräumt. Ein Pfadfinder verlässt jeden Ort an dem er ruht besser, als er ihn vorgefunden hat. Wir räumten alles bis auf die letzte Kleinigkeit auf, und packten dann eine gefühlte Ewigkeit die Rucksäcke. Maltes Schuhe waren durch Nässe und die wärme des Feuers ein wenig eingegangen, deshalb bekam er ein wenig Salbe auf die Füße und ein paar motivierende Worte, und schwups konnte es wieder los gehen. Einige Wanderer die vorbei kamen trauten ihren Augen kaum, als sie erkannten, dass wir die Nacht in der zugigen Hütte verbracht haben mussten. 

 

Als es dann endlich richtig los gehen konnte ging es einfach nur hinunter ins Tal. Wir mussten noch einen riesigen samt Wurzel umgefallenen Baum umgehen, und kamen zum Schluss tatsächlich wieder an der Brücke raus, an der Dillan am Tag zuvor ins Wasser gefallen war. Diese Stelle nutzten wir, um das dreckige Geschirr zu waschen. Wir anderen waren ebenfalls sehr produktiv, und bewarfen uns gegenseitig mit Schneebällen und Tannenzapfen. 

 

 

Es ging den vereisten Weg vom Samstag wieder hinauf, bis zum Waldrand. Dort fanden wir eine wunderschöne Stelle, um unseren Abschiedskreis zu machen. Die Fahrt hatte bis hierhin allen gefallen, doch man konnte den Gesichtern auch ansehen, dass wir alle ziemlich kaputt waren, und uns auf eine heiße Badewanne und ein leckeres von Mama zubereitetes Essen freuten (zum Beispiel in Maltes Gesicht im Bild).

Wir hatten uns vorgenommen die Traktorpiste vom ersten Tag zu sparen, und lieber den asphaltierten Weg in die Stadt zu wählen. Doch als wir am Bauernhof vorbeikamen hätte ich beinahe vergessen die geliehene Mütze zurückzugeben, wenn ich nicht glücklicherweise von einem Chor empörter Pfadfinderstimmen darauf aufmerksam gemacht worden wäre. 

 

 

Der restliche Weg zum Bahnhof war dann auf festem Untergrund, bei strahlendem Sonnenschein und bester Laune. Quasi wie ein ganz normaler Sonntagsspaziergang mit den Großeltern. Den Kakao, den uns der Mann vom Supermarktparkplatz spendiert hatte, nahmen wir nun in Anspruch, und verzehrten auch noch die Süßigkeiten, die der freundliche Mützeninhaber uns geschenkt hatte. 

Der Bus kam leider ziemlich plötzlich, weshalb wir alle ziemlich aufspringen mussten und die Gitarre und Liederbücher schnell verstauten. Er war auch leider ziemlich voll, und wir hatten die ganze Zeit nur die Hoffnung, dass nicht noch ein Kinderwagen zusteigen wollte. Das passierte zum Glück nicht, trotzdem lagen/saßen wir halb auf unseren Rucksäcken, die Rückfahrt über. Vom Bushof aus war es dann nur noch ein Katzensprung zu Fuß, und als wir am Ponttor ankamen hatten wir noch genug Zeit das Material zurückzusortieren und uns vernünftig zu verabschieden.


Fazit


Die erste Sippen- und Meutenfahrt des Stammes Monte Veritá liegt hinter uns, und es war ein großer Spaß. Es war kalt, es war nass, es war anstrengend, aber es war auch herausfordernd, lustig und eine Grenzerfahrung. Wir sind an diesem Wochenende alle ein Stück weit näher zusammen gewachsen, haben eine tolle Sache mit der wir in der Schule, auf der Arbeit und in der Uni angeben können und freuen uns jetzt noch mehr auf den fantastischen Sommer!

 

Wir haben das Hohe Venn überlebt!

 

P.S. Nochmal Danke für die tollen Fotos, liebe Stammes Kamerafrau Gloria!

Bericht von basti, Fotos von Gloria


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