Tag 17-22: Das Bundeslager

Ab dem 17 Tag verbrachten wir unsere Zeit in Montenegro nicht mehr alleine, sondern mit mehreren hundert Pfadfindern aus dem "Deutschen Pfadfinderbund Mosaik". Auf dem Bundeslager wurden allerlei Aktionen angeboten, sogenannte "Dogadjai" (montenegrinisch für Ereignis). Es gab ein Dorffest, die Anwanderung, und vieles mehr...


Tag 17: Wiedersehen auf montenegrinisch

Der Regen weckt uns um 6 Uhr früh. Fast panisch packen wir alles zusammen, ziehen unsere Klamotten so schnell es geht an. Es ist zwar zum Glück nur Nieselregen, aber wir beeilen uns trotzdem in den trockenen Supermarkt zu kommen.

Als wir Frühstück eingekauft haben ist der Spuk auch schon vorbei. Auf einer Bank an der Stadtmauer Kotors frühstücken wir - es steht uns ein anstrengender Tag bevor. Ich verteile erst mal den Ajvar auf meiner frisch gewaschenen Kluft. Neia, so falle ich wenigstens nicht großartig auf!

Wir gehen zum Taxistand. Plan für heute ist mit einem Taxi in Richtung Grahovo zu fahren und auszusteigen sobald wir Pfadfinder sehen. Die Anwanderung ist gestern bereits von Risan gestartet. 

Unser Fahrer ist ein ehemaliger Pfadfinder, mit dem wir uns zwar mit Händen und Füßen verständigen müssen, der aber den Pfadfindergruß macht und sehr nett ist. Bis Grahovo kostet die Fahrt 40€. Aber uns ohne Anwanderung einfach hinfahren lassen entspricht nicht unseren Vorstellungen.

Wir fahren bis Risan. Von dort aus geht es steil den Berg hinauf. Vom Meeresspiegel aus geht es hier auf eine Höhe von 1.594 Höhenmeter. Der Taxifahrer nimmt die geteerte Serpentinen-strecke. Ich denke mir nur "hoffentlich haben die gestern einen anderen Weg gefunden!". Er hält zwischendurch an und macht von uns ein paar Bilder vor dem herrlichen Panorama-ausblick der Bucht von Kotor. 

Ich hab zwar keine Uhr an, schaue trotzdem reflexartig auf meinen Unterarm: nicht, dass wir die anderen verpassen! Wir fahren bestimmt eine halbe Stunde nur den Berg hinauf. Als wir oben ankommen führt die Straße gleich weiter ins Landesinnere: Richtung Grahovo. Wir halten die Augen offen. Rechts der Straße geht es eine Felswand herunter in ein bewaldetes Tal. Wir halten Ausschau, aber unsere Augen können leider keine Pfadfinder erspähen.

Plötzlich sehen wir zwei zerzauste, heruntergekommene Gestalten auf der Straße wandernd. Dabei haben sie einen Hund, der Herbert ziemlich ähnlich sieht. Wir rufen "Stop, Stop!" und der Fahrer hält ein Stück weiter. Es sind Crissy und Carsten, die alleine auf der Straße laufen. Wir sind fröhlich und springen aus dem Auto. Große Wiedersehensfreude! Der Fahrer möchte trotzdem die 40€ bis Grahovo kassieren. Na gut denken wir uns überschwänglich, ist zwar unser letztes Geld, aber wir sind ja schließlich am Ziel angekommen. Er kann allerdings nicht verstehen, warum wir die anderen beiden nicht einfach bis Grahovo mitfahren lassen. Über die Straße sind es noch ca. 15 km. Er schüttelt den Kopf als wir sagen wir wollen lieber wandern.

Es geht noch ein kurzes Stück die Straße entlang, dann biegen wir linker Hand auf einen schönen Wanderweg ein. Hier kann man dann auch in einiger Entfernung weitere Pfadfinder wandern sehen. Wieder zurück auf Fahrt! Die kurze Reise in das Paralleluniversum vom Wochenende ist abgehakt, das Fahrtengefühl beginnt sich wieder einzustellen. Ein paar hundert Meter weiter warten Armin, und der Rest unseres Ringes auf die Leute, die etwas zurückhängen. Wir wollen gemeinsam mit dem ganzen Ring anwandern und zusammen auf dem Bundeslager ankommen.

Die Freude ist riesig! Als Finn und ich uns von Weitem sehen rennen wir wie in einem schlechten Film aufeinander zu. Lustig und trotzdem schön!

Der Rest der Anwanderung wurde eine ziemliche Plackerei. Wir entdeckten ein Schild mit der Aufschrift "Dobro". Es hieß "Das Bundeslager ist gleich hinter diesem Berg dort." Die Information stimmte, jedoch war zwischen uns und dem Bundeslager tatsächlich noch ein fordernder Berg. Es ging endlose Serpentinenstraßen rauf ins Gebirge. Man entwickelt dabei den Ehrgeiz bis zur nächsten Kurve zu wandern, in der Hoffnung dahinter die flache Spitze des Berges zu entdecken und bald mit dem Abstieg beginnen zu können.

Doch meistens, und im Falle dieses Berges sehr oft, sind die Momente an eine der Kurven zu kommen eine einzige Enttäuschung: man sieht ein paar hundert Meter weiter die nächste Kurve und bis dahin geht es steil bergauf. Ich hatte einen Ohrwurm von "Endlos lang zieht sich die Straße" und das Lied passte nirgendwo besser als hier. Montenegro, das Land der schwarzen Berge hatte uns wieder in seiner festen Umklammerung.

Die Kleinen waren irgendwann ziemlich kaputt, die Großen tendenziell eher noch kaputter. Zur allgemeinen Erheiterung trug allerdings besonders Carsten bei. Wenn Carsten wandert dann gibt es einen Punkt, ab dem er beginnt auf die lustigste Art und Weise zu fluchen, die man sich vorstellen kann. Da fallen nach der nächsten Serpentinenkurve schon mal Sachen wie "Diese Straße wurde von Menschenhassern erbaut!" und ähnliche Dinge. Jedenfalls immer Sprüche, die die Stimmung der Gruppe deutlich aufheitern.

Doch ab irgendeinem Zeitpunkt hatten wir kein Wasser mehr. Wir schleppten uns nur noch von schattigem Baumplatz zum nächsten Schatten. Wir fielen mehr den Berg hoch als dass wir wanderten. Carsten beschrieb es wohl im Schweiße seines Angesichts am besten: "Ich werfe meine Beine immer wieder nach vorne, damit mein Kadaver (damit meinte er seinen Körper) nicht den Berg hoch fällt."

Nach 4 Stunden der Wanderung dann die Erlösung: wir finden einen kleinen Brunnen. Das ist einer der Momente, die ich bei den Pfadfindern so sehr liebe. Eiskaltes Wasser, nach kilometerlanger Anstrengung. Ein besseres Getränk gibt es nicht. Sowieso verändert sich auf einer Fahrt die komplette Wahrnehmung. Es geht nicht mehr darum, wo man den besten W-LAN Empfang hat, ob man abends lieber Fernsehen guckt oder Computer spielt, was man macht wenn einem langweilig ist und ob man eher eine Pizza bestellen soll, oder sich ne Fertigpizza reinzieht. In dem Moment zählt einfach nur das kalte Wasser die vertrocknete Kehle herunterlaufen zu lassen. Ein besseres Getränk gibt es nicht.

Crissy pumpt einen gefüllten Eimer nach dem nächsten den engen Brunnenschacht hinauf. Das gemeinsame Ring-Trinken wird garniert durch ein paar Kekse, die wir übrig haben. Armin flirtet in der Zeit mit einem Schmetterling.

Es geht nun zwar noch eine zeitlang bergauf, das läuft allerdings mit kaltem Wasser im Gepäck schon viel besser. Als wir die Spitze des Berges erreicht haben trauen wir dem Braten zwar erst nicht, doch dann geht es auch schon bald wieder bergab. Ein paar "Dobro!" Schilder zeigen uns den Weg. Als wir an einer Müllkippe lang kommen bemerken wir wieder die Kehrseite Montenegros - den Umgang mit der Natur. Doch direkt hinter der Müllkippe beginnt ein Pinienwäldchen, das die Gedanken schnell vertreibt, denn hinter dem Wäldchen beginnt schon das Bundeslager. 

Als wir vollkommen fertig ankommen (zur Erinnerung, der Rest unserer Fahrtengruppe hatte am Tag vorher den Berg nach Risan bezwungen) gibt es auch schon direkt Mittagessen. Vor lauter Leuten die man begrüßen muss verliert man leicht den Überblick. Es sind viele Leute da, und wir, von der südlichen Anwanderungsstrecke sind die letzten die ankommen. Es scheint auch mit Abstand die härteste Strecke gewesen zu sein. 

Das Mittagessen ist ein Sommersalat, Kartoffeln, Ziegenkäse und Mangold-Gemüse. Es schmeckt köstlich, auch wenn Carsten fragt "ist das Löwenzahn?". Nach dem Essen Waschen wir uns in der Waschjurte, und bauen trotz Erschöpfung unsere Kohte auf. Zu allem Überfluss müssen wir diese versetzen, weil wir an einer falschen Stelle aufgebaut haben. Es gibt noch die Fahrtenleiter-Besprechung, bei der die von der Anwanderung gezeichneten Gesichter mit Informationen in Hülle und Fülle überschüttet werden, und dann wird "Entschleunigt".

Hier und da sind helfende Hände von Nöten, und 2 Wochen Sommerfahrt müssen mit allen möglichen Freunden aufgearbeitet werden.

Nach dem Abendessen gehen wir alle gemeinsam zum Denkmal von Grahovo - der Stadt, neben der wir unser Bundeslager haben. Grahovo war einmal ein florierender Ort, bis ein schweres Erdbeben die Stadt heimgesucht hat. Seitdem leben in Grahovo nur noch ein paar hundert Menschen, und es gibt einige verfallene und verlassene Häuser. Das Denkmal selbst ist ein Denkmal zu Ehren der gefallenen Soldaten Grahovos im Zweiten Weltkrieg. Wir singen ein paar Lieder und erweisen dem Ort und dem Denkmal unsere Ehre. Später höre ich, wir wären die ersten Deutschen gewesen, die an diesem Denkmal waren. Später gibt es eine besinnliche Singerunde. Doch die letzten Tage haben Spuren hinterlassen, weshalb wir früh schlafen gehen.


Tag 18: Das Dorffest

Dieser Tag stand ganz im Zeichen des Dorffestes: am Abend sollte auf dem Marktplatz von Grahovo ein Dorffest stattfinden, bei dem wir den "Einheimischen" eine Freude bereiten wollten. Direkt nach dem Frühstück trafen wir uns mit unserem befreundeten Stamm "LandesritterInnen" zur Besprechung bezüglich unseres Standes für den Abend. Da wir jeweils nur ca. 8 Personen waren legten wir unsere Bemühungen für den Abend zusammen. 


Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Geplant hatten wir Lebkuchenherzen zu backen. Tja und wie backt man auf einem Pfadfinderlager am besten? In selbstgebauten Lehmöfen natürlich! Eine Gruppe holte möglichst flache Steinplatten, eine weitere Steine zum aufschichten und eine dritte holte Matsch, also Erde die sie mit Wasser mischten, in einer Alu-Kiste. Die besagte dritte Gruppe bestand aus ein paar Herren und Damen in den Zwanzigern - beim Matschen legten sie trotzdem los, als wären sie gerade 4 Jahre alt geworden.


Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Wir bauten einfach drauf los. Ich hatte mir einmal vor der Fahrt ein Bild angeschaut und Armin hatte irgendwann mal einen solchen Ofen gebaut. Wir trugen in der Gruppe alles an gefährlichem Halbwissen zusammen was wir hatten. Und die Öfen sahen toll aus und gelangen uns gut!





Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Die Arbeiten dauerten bis zum Mittag. Hier sei Feuermeister Gereon vom Stamm "Draconis" extra genannt, der uns einfach half und unermüdlich das Feuer antrieb und die Kohle zum brennen brachte. Die brennenden Kohlen kamen in das unterste Fach der Öfen und sollten für die notwendige Temperatur sorgen.

Ein erstes Probeherz gelang und schmeckte gleich hervorragend. Während wir "Monte Veritárianer" (und Freunde) uns um das "Grobe" kümmerten, also die Öfen am Laufen hielten und nachlegten, kümmerten sich die "LandesritterInnen" und Anneke von den "Wildkatzen" um Teig Nachschub. Insgesamt hatten wir ca. 500 Herzen zu backen. 


Foto von Tamara vom Stamm "Wikinger"

Hicham baut mit einigen anderen (Unterstützung von unseren Freunden vom Stamm "Hellas") den Stand fürs Dorffest zusammen und Paulina malt ein schönes Schild. Um 17 Uhr schaffen wir den Stand runter. Da wir noch ca. die Hälfte des Teigs haben bleibe ich mit einigen Leuten bei den Öfen auf dem Bundeslager. Plötzlich gibt es mal wieder den bereits gewohnten Donner mit einem anschließenden Regenbruch. Wir verstecken uns in der Küchenjurte, doch die Öfen werden klatschnass. Zwar drehe ich anfangs die Lebkuchenherzen nochmal um und lege neue nach, doch bald ist der Regen so stark, dass die Glut erlischt und der "Lehm" wieder zum Matsch wird.

Die Lebkuchenherzen-Manufaktur wird geschlossen. Als der Regen aufhört gehen wir mit den restlichen fertigen Herzen runter ins Dorf. Den nass gewordenen Teig habe ich mir nebenbei abgepackt, da am nächsten Tag das "Angel-Dogadjai" stattfinden würde.

Wir waten durch große Pfützen doch hören bereits von weitem die ausgelassene Stimmung auf dem Dorfplatz. Die selbst gemachte Musik und zahlreiche Kreistänze sorgen nicht nur bei uns, sondern bei den (geschätzt) etwa 70 Einheimischen für Erheiterung.

Unser Stand steht bereits und es hat sich eine meterlange Schlange gebildet. Die Lebkuchenherzen werden hier noch toll verziert (mir wird von Joe ein besonderes Prachtexemplar angefertigt).


Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Ansonsten gibt es noch viele andere tolle Stände: Armdrücken, Dosenwerfen, Schwarze Magie, gebrannte Mandeln, Wassermelonen-Wettessen (bei dem ich den dritten Platz belege [Teilnehmerzahl wird nicht genannt]). Es gibt Fleischspieße und Kartoffelsalat zu Essen. Die Schlange ist zwar enorm, doch bei derart großem Hunger bringt jeder die notwendige Geduld auf.




Foto von Inja Kay Ehlert vom Stamm "Landesritter"

Herbert ist gut drauf und streitet sich mit dem Welpen, den Frings von den "Wildkatzen" adoptiert hat, um den Mittelpunktspreis. Der Welpe heißt übrigens Monte und wurde scheinbar nach einem verdammt coolen Stamm benannt.

Die Reden von storch, sowie dem Bürgermeister von Grahovo, gehen leider etwas unter, da die montenegrinischen Kinder zuviel Spaß beim Spielen haben. Wer kann ihnen das übel nehmen? Der Bund bekommt Bilder von Grahovo geschenkt und ein interessantes Saiteninstrument.

Der Abend geht noch lang. Es wird noch ein wenig getanzt ("Hey Schulli Gulli") und gesungen. In der Mitte prasselt ein großes Feuer, das selbst am frühen morgen noch heiß ist. 


Tag 19: Der Weg ist das Ziel

Die Nacht war kurz. 4 Stunden Schlaf! Ich habe weder einen Wecker, noch eine Uhr und erst Recht benutze ich kein Handy auf Fahrt. Trotzdem werde ich um Punkt 5 Uhr wach! Mein erster Gedanke ist trotzdem: "Mist ich habe verschlafen!" Doch ein Mädel von den Wildkatzen ist schon wach und nimmt mir meine Panik, indem sie mir sagt, dass es erst 5 Uhr ist. Die Uhrzeit ist übrigens super zum Aufstehen: die Duschen sind leer, das Wasser im Schlauch hat sich über Nacht schön abgekühlt. Schön ist auch, dass die Teilnehmer am Angel-Dogadjai, welches Armin und ich wochenlang geplant haben, alle von selbst wach werden.

Wir suchen das Material zusammen und fahren um Punkt 6 Uhr mit 13 Frau/Mann ab. Der Kurs war eigentlich für 7 Leute gedacht, doch das Interesse war größer. Vollkorn hat sich bereit erklärt uns in aller Frühe loszufahren. Und er gibt richtig Gas, und lässt keine Pfütze auf dem Weg aus.

Es geht rund 6 Kilometer hoch in Richtung Stausee. Von Küchenfee resi haben wir ein riesenhaftes Fresspaket zur Verfügung gestellt bekommen. 

Oben angekommen laden wir alles aus und erklären ein paar einfache Montagen. Neben dem Staudamm bauen wir unser Lager auf. Da der See Niedrigwasser führt müssen wir leider den Hang immer wieder herunterkraxeln. Dementsprechend gibt es auch keinen Schatten, sodass die Sonne unerbittlich auf uns hernieder brennt. Als Köder nehmen wir Ameisen (Jan), Kunstköder (Sean, der Barsch-Profi), Lebkuchenherzen-Teig vom Vortag und einen speziellen Geheim-Spezial-Teig nach uraltem überliefertem Geheimrezept. Dafür hatte Inja vom Stamm "Landesritter" ihren gesamten Haijk über 1 Kilogramm Paniermehl mit sich herumgeschleppt, weil ich davon ausging so etwas in Montenegro nicht zu kriegen. Vielen Dank dafür!

Plötzlich rief Yannick: "Basti, Hilfe! Hier ist eine Schlange, was soll ich tun?". Wir sprangen alle auf. Ich riet ihm ganz ruhig zu bleiben und langsam rückwärts von ihr weg zu gehen. Er wurde nicht gebissen. Fabi und Jan vom Stamm "Dumeklemmer" schauten neugierig aber mit aller Vorsicht nach der gefährlichen Schlange. Sie stellten fest, dass es eine kleine Eidechse war.


Wir blieben bis die Mittagshitze kaum noch zu ertragen war und der See von ein paar wasser-begeisterten Pfadfinder heimgesucht wurde. Zum Glück konnte Sabine (vom Bundesamt) unser Material mit zurück zum Lager nehmen, sodass wir nur uns selbst zurückbringen mussten. 

Wie viel wir letztlich gefangen haben möchte ich nicht verraten. Es war jedenfalls der gesamte Fisch, der an diesem Abend noch gegessen wurde.

Der Nachmittag verlief dann eher ruhig. Einige von uns holten Schlaf nach, andere mussten organisieren und besprechen. Das tägliche Gewitter um 15 Uhr nutzte ich dann gemeinsam mit Felix vom Stamm "Sperber" um die Kluften sauber zu waschen. Muss auch sein!

Da am Abend der Bundesabend anstand waren einige von uns mit Vorbereitungen beschäftigt. Zu Abend gab es noch Cevapcici mit Gemüse zu Essen, danach starteten wir in einen besinnlichen und schönen Bundesabend. Für mich war es, ohne zuviel verraten zu wollen, ein eindringlicher und sehr persönlicher Abend. Der Bundesabend klang mit einer leisen Singerunde aus. 

Da ich der letzte am Feuer war, war ich für das Löschen des Feuers verantwortlich. Das hatte ich mir in der Tat einfacher vorgestellt. Letztlich schleppte ich 5 Kanister Wasser über den Lagerplatz um das Feuer auszubekommen. Es war dabei komplett dunkel und nur vom Mondlicht erleuchtet. Eine besondere Stimmung, wenn alle schon schlafen und man am schwelenden Feuer noch ein paar Sterne beobachten kann. Mit einer Kerze schaffte ich es in die Kohte und auf meinen Schlafplatz.


Tag 20: Der Abschlussabend

Es gibt eine ungeschriebene Regel bei den Pfadfindern, die besagt: Du kannst solange wach bleiben, wie du möchtest, solange du pünktlich zur Morgenrunde da bist. Auch wenn es mir wirklich schwer fiel, ich musste die Zähne zusammenbeißen. 

Zu meinem Glück gab es in der Morgenrunde ein Schnick, Schnack, Schnuck Turnier. Das heißt: man sucht sich einen Gegner, spielt Stein, Schere, Papier und der Verlierer ist zwar raus, aber wird Fan vom Gewinner. So prallen zum Schluss zwei riesige Fanlager aufeinander. Mir selbst gelang es in einem epischen Gefecht den Bundesführer storch zu schlagen. Direkt danach war ich aber selbst der Verlierer.

Nach dem Frühstück gab es erneut jede Menge interessante Dogadjais. Für mich war allerdings Schlaf nachholen angesagt, also sicherte ich mir einen der spärlichen Schattenplätze und wollte einen entspannten Vormittag verbringen, bevor die Mittagshitze wieder gnadenlos auf unsere dehydrierten Körper herunter brennen würde. Doch weit gefehlt: zuerst hielt es Karline für eine großartige Idee mich während ich schlief mit Sonnencreme einzuschmieren, als ich dann wieder eingedöst war weckten Nico und Daniel mich mit ihrer Ukulele und "Somewhere over the Rainbow".

Bei einem derart schönen Wecker fiel es mir schwer grimmig zu sein. Ich ging ins Jurtenrund ein wenig Gitarre üben und lies Karline (ohne Sonnencreme) schlafen. 

Gegen Nachmittag ergatterte ich noch einen Dienst am Dienste-Brett. Zur Erklärung: jeder sollte über das Bundeslager mindestens 2 Dienste ausüben, um das Lager am Laufen zu halten. Dienste waren zum Beispiel: Spüldienst, Mülldienst, Essensausgabe oder Klodienst. Ich bekam zum Glück die letzte Karte für die Essensausgabe am Abschlussabend. 

Das tägliche 15 Uhr Gewitter hatte heute eine 1 stündige Verspätung (wahrscheinlich wegen Verzögerungen im Betriebsablauf), trotzdem war das mal wieder der beste Zeitpunkt um in Ruhe Duschen zu können.

Da ich für den kommenden Tag das Müll-Sammeln koordinieren sollte rief ich kurzerhand die offizielle "Müll-Champions-League" aus und "schmiedete" einen hochwertigen Pokal.

Dann war es auch schon soweit und es gab das Abschluss-essen: gemeinsam mit Dresen richtete ich die Ausgabestände her. Von der gutmütigen Küchenmutter resi wurde ich glücklicherweise zum Fleisch Schneiden eingeteilt. Auch die Montenegriner aus Grahovo beteiligten sich am Essen und grillten zwei Lämmer über dem Feuer. Außerdem hatten sie Butter-Kuchen, Krapfen und Blätterteig mit Äpfeln und Honig für alle Pfadfinder zubereitet.

Wie das halt so ist: solche Dienste abzuleisten ist immer sehr witzig! Besonders zum Fleisch-Mann sind plötzlich alle Leute (Vegetarier ausgeschlossen) besonders nett! Jeder stimmberechtigte Stammesführer aus dem Ring Bergischen Land bekam natürlich eine genauso dicke Scheibe Fleisch wie jeder Andere, und als das Essen zur Neige ging übernahm der Bundesführer höchstpersönlich die Ausgabe, damit wir auch was abbekamen. Unsere Portionen wurden von den Jungs von unserem geschätzten Stamm "Draconis" ausgeteilt, die damit auch sehr ordentlich ausfielen. 

Die montenegrinischen Süßspeisen waren der Renner und rundeten das Abendessen nochmal ab. Das war köstlich, vielen Dank!

Vor der nachfolgenden Singerunde hielten der Bürgermeister von Grahovo, sowie Adrian und Sidney noch jeweils eine Rede. Die Reden waren sehr bewegend und verdeutlichten, wie viel Spaß speziell diese drei Leute, aber auch wir insgesamt an dieser tollen Zeit hatten. Es wurden noch ein paar Geschenke verteilt (z.B. "4711"), was einerseits emotional und auch wieder lustig war. Für den witzigsten Moment sorgte sicherlich Fahrtenleiter Adrian, der auf englisch etwas zu jedem Geschenk sagte, was dann von einer montenegrinischen Pfadfinderin übersetzt wurde. Bei einem der letzten Geschenke begann er mit "This is not just a clock", um schnell noch nachzuschieben, dass dieser Versprecher bitte nicht übersetzt werden sollte.

Schön auch, dass wir die drei montenegrinischen Pfadfinderinnen auf dem BuSiFe im Jahr 2016 begrüßen dürfen. Das wird sicher schön. 

Die Gäste aus Grahovo sangen dann irgendwann die montenegrinische Nationalhymne (zumindest hielt ich das Lied für diese). Ebenfalls schön nicht nur die eigenen Lieder hören zu dürfen.

Ein weiterer Höhepunkt war das Improvisationstheaterstück, was für einige Lacher sorgte und sehr zur guten Stimmung des Abends beitrug.


Der Rest des Abends ist Geschichte. Wir sangen bis in die frühen Morgenstunden und aßen noch reichlich Schinken und Ziegenkäse.


Tag 21&22: Do videnja!

Zu wenig Schlaf! Kaffee hilft! In der Morgenrunde gibt es Morgengymnastik mit schlaubi (ähh Lars). Sehr lustiger Kerl! 

Ein letztes mal Frühstücken, die Kohte abbauen. Der Hund von Peter, einem sehr inspirierenden und dem "Monte Veritá" verbundenen Aussteiger aus Südengland, frisst den Lammkopf auf. Das Jurtenrund wird abgebaut, der Lagerplatz soll so hinterlassen werden, wie er vorgefunden wurde, wenn nicht ein bisschen besser.

Nach und nach laufen die qualifizierten Mannschaften für die Müll-Championsleague des DPBM ein. Bei den Klängen der von mir gesummten Hymne gehen alle ein letztes Mal vor dem großen Spiel in sich, werden besinnlich, halten die Konzentration hoch. Dann geht es los. Nach etwa einer halben Stunde ist das Spiel vorbei und Team "Nico" hat sich den Pokal redlich verdient. Es haben auch einige andere Mannschaften eine stramme Leistung abgeliefert, doch kein Team hat so sehr gekämpft wie Team "Nico". Deshalb wurde der Mannschaft in einer feierlichen Zeremonie der Titel zugesprochen, sowie der Wanderpokal überreicht. Für 3 Jahre darf der Pokal nun im Stammesheim des Stammes "Seeadler" stehen. Auf dem nächsten Bundeslager wird der Pokal dann wieder mitgebracht werden, mit dem eingravierten Mannschaftsnamen drauf.

Rumalbern geht also auch bei der Pflichterfüllung. Besonderen Spaß machte auch das Müllsackweitwerfen auf der örtlichen Müllkippe. Weniger Spaß machte es zu sehen, wie in Montenegro der Müll "entsorgt" wird. Es ist heiß und die Schattenplätze sind wie immer komplett belegt. Immer wieder muss der Wassertank im eigenen Körper neu aufgefüllt werden. Mittags gibt es ein Brotbuffet und plötzlich 3, 4 Regentropfen, worauf ca. 300 Pfadfinder im Sprint zu den Rucksäcken laufen und diese abdecken. Nach den 4 Tropfen war der "Regen" aber wieder vorbei.

Tja und dann war es auch schon soweit: Das Lager komplett abgebaut und es gibt einen schönen Abschlusskreis. Es wird noch ein großes Gruppenfoto gemacht.

Zu guter Letzt kommen wir von unserer Fahrtengruppe zusammen: wir die wir die letzten 3 Wochen miteinander verbracht haben. 

Danach das übliche: man will allen "Tschüss" sagen, findet aber nicht alle, man will Nummern und Adressen austauschen, hat aber keinen Stift dabei, man hat noch eine Sache die man jemandem mit auf den Weg geben will, doch es fehlt der richtige Moment.

Dann geht es runter nach Grahovo zu den Bussen. Unser Bus ist leider der letzte der eintrifft, dafür funktioniert dieses mal aber die Klimaanlage. Um 17 Uhr sitzen wir alle im Bus und es heißt: "Do videnja Montenegro".

Wir passieren gefühlt 10 Grenzen. Bosnien, Kroatien, Bosnien, Kroatien, Slowenien, ... doch unser Bus wird nie wirklich kontrolliert. Man ist immer für ca. 20 Minuten wach, bevor man wieder für 20 Minuten einschläft. Zum Glück hat Louisa mitgedacht und Ice Age 1,2 und 3 mitgebracht, die wir zur Verkürzung der Rückfahrt gucken können. Leider penne ich bis auf den letzten Film immer vor dem Ende ein.

Die Strapazen der letzten Wochen merkt man den Leuten an, die Motivation ist niedrig und jeder hängt in den Seilen. Als Bord-Stewardess kümmere ich mich deshalb persönlich um Leib und Wohl der Mitfahrer. Genug zu Essen haben wir jedenfalls dabei! 

In Österreich hält uns die Mautaufsicht an, weil unser Busfahrer "vergessen" hat das Mautgerät aufzuladen. Wenigstens ein wenig Abwechslung!

Unsere Fahrt geht über Adelsdorf, also ab Adelsdorf die gleiche Heimfahrt wie vom DPV Lager. Die Distanz kommt einem absolut lächerlich vor, denn wir sitzen bereits seit 23 Stunden im Bus. 

"DJ Joschi" vom Stamm Draconis stellt das Radio an und wir hören das erste Mal seit drei Wochen Musik aus Boxen. Ein paar interessante Artikel in einer "Bild der Frau" ("40 Tonner fahren ist mein Traum - die Geschichte von Annika G. [oder so ähnlich]) und zahlreiche Blödeleien lassen die Zeit wie im Flug vergehen. 

Um 21 Uhr kommen wir dann in Köln an. Eine Traube Eltern begrüßt uns. Wir Monte Veritárianer greifen uns die letzten übrigen Salamis ("Schade, das die so mager sind!") und machen uns auf die Zugfahrt nach Aachen. Natürlich ist heute der letzte Tag an dem es Schienenersatzverkehr gibt - wie sollte es auch anders sein? Gegen Mitternacht erreichen wir unsere Pfadi-WG.


Weiterlesen: Fazit


Bericht von basti und Fotos von basti, Inja Kay Ehlert (Stamm Landesritter) und Tamara (Stamm Wikinger)

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