Fahrtenbericht Sommerfahrt 2014 ins Sauerland

Tag 1

Es war ein sonniger, aber nicht allzu warmer Freitagnachmittag im Sommer 2014. Am Bahnhof warteten wir zu viert auf den Zug - wir das waren Crissy, Karline, Kilian und ich. Die Stimmung war ausgelassen, wir hatten uns bereits seit Wochen auf diese Fahrt gefreut. Uns stand ein spannendes Wochenende bevor, das im besten Fall auch noch Erholung bringen sollte. Zudem konnte Crissy endlich ihre neue Wandergitarre einem vernünftigen Härtetest unterziehen.

Nach und nach stiegen unsere Stammesbrüder und -Schwestern zu. Die relativ lange Zugfahrt bis nach Hemer nutzten wir um uns auf der Wanderkarte bereits eine ideale Route herauszusuchen. Wir einigten uns darauf die Feldhofhöhle im Wald vor Binolen zu suchen, um dort einen Unterschlupf für die Nacht zu finden. 

Einmal in den dunklen Tannenwald eingetaucht bemerkte man gar nicht wie schnell sich die Dunkelheit auf die Erde herabsenkte. In der Dämmerung zog von links aus einem Tal eine Nebelfront herauf, die sich zwischen den weit auseinander stehenden Tannen heranschlich, und ihre gespenstischen Finger nach uns greifen lies. Dieses Phänomen hinterließ beim ein oder anderen eine Gänsehaut. 

Unsere Wanderung dauerte bis in die späte Nacht hinein. Im dunklen Wald konnten wir, im Schein der Pechfackel, nicht sonderlich weit sehen. Die Wanderkarte ließ zudem an einigen Punkten Interpretationsspielraum. Als wir zumindest das Gebiet in der Nähe der Höhle erreicht hatten hörte ich einen Schrei von weiter vorne, der von Karline stammen musste. "Oh nein ich bin auf was draufgetreten, ich brauche Licht." Vor ihr lag ein Feuersalamander, den sie aber zum Glück nur gestriffen hatte. Er rappelte sich wieder auf und führte gemächlich seinen Weg in Richtung andere Wanderwegseite fort. Wir schlichen nun langsam vorwärts und bemerkten alle 5 Meter einen neuen Feuersalamander, die wir immer wieder vorsichtig umkurvten.

Plötzlich tat sich im Felsgestein rechts des Weges ein riesiger schwarzer Schlund auf. Das musste sie sein, die Feldhofhöhle! Wir legten die Rucksäcke ab und begutachteten die Höhle genau. Sie war bestimmt 100m lang und locker 15m breit. Wir richteten unser Nachtlager auf einem kleinen Versprung am Rand der Höhle ein und bekamen endlich das lang ersehnte Abendbrot in Form von vorbereiteten Frikadellenbrötchen (Lob an Crissy und Karline!). 
Es war spürbar, dass es sich bei dieser Höhle um einen geschichtsträchtigen Ort handelte, und wie wir im Nachhinein erfuhren hatten hier bereits Neandertaler gelebt.

Tag 2

Der zweite Tag startete mit der Erkundung der Höhle bei Tageslicht. Wobei das relativ ist, denn hell war es in der Höhle schon mal gar nicht. Selbst eine Gruppe anderer Wanderer, die vor der Feldhofhöhle standen und lautstark über Felsschichten philosophierten bemerkten uns nicht. 

Wir schafften unsere Rucksäcke raus, säuberten den Schlafbereich und frühstückten in aller Ruhe außerhalb der Höhle. Meine improvisierte Gruselgeschichte am Vorabend hatte bei Crissy, die am weitesten außerhalb schlief tatsächlich den Weg in die Träume geschafft (tut mir Leid!).

Kilian nutzte die Zeit derweil um allerlei Fotos zu machen und im felsigen Umland herumzukraxeln. Bei der Landschaft fiel nicht nur mir die Ähnlichkeit zu dem Filmset von "Der Herr der Ringe: Die Gefährten" auf.

Wir erfrischten uns noch in der Höhne und machten uns auf den Weg in Richtung Sorpesee - unserem erklärten Ziel für den heutigen Tag. Die Wanderung führte uns durch das wunderschön grüne Höhnetal und die Stimmung war wegen der geringen Steigung des Weges, im Gegensatz zur letzten Fahrt ins Sauerland, sehr gut. Am späten Mittag tranken wir gemeinsam einen Kaffee und lernten einige Zeit später, als wir an einem Sportplatz vorbeikamen, den Balver Höhlenverein kennen. Wir konnten unsere Wasservorräte auffüllen und wurden liebevoll mit Teilchen versorgt.

Nachdem wir noch einen Pflaumenbaum geplündert hatten, der seine überreifen Früchte mangels Interesse von Mensch und Tier quasi trotzig auf den Weg geschmissen hatte, schnürten wir die Wanderschuhe wieder fester.

Zurück auf dem Wanderweg ging es durch immer dichteren Wald, bis wir nach einiger Zeit an einen Waldrand kamen und plötzlich einen weiten Ausblick über Zuckerrübenfelder hatten. (Anmerkung: Warum Lars und Crissy ihre Rucksäcke mit der Anti-Regen-Folie bespannt hatten habe ich immer noch nicht begriffen!)

Um unserem geschätzten Stammesbruder Maxi, der leider dieses mal nicht dabei sein konnte, erneut unter die Nase zu reiben, dass bei der zuletzt von ihm organisierten Fahrt das Mittagessen nur aus rohen(!) Kohlrabi und Möhren bestanden hatte, stibitzten wir eine Zuckerrübe und ließen uns feierlich posierend von einem Passanten ablichten. Er muss die Welt nicht mehr verstanden haben.

Nach so vielen Trödeleien mussten wir das letzte Stück etwas zügiger gehen. Zwar ist der Weg das Ziel, jedoch ist es manchmal auch ganz schön irgendwo anzukommen. Wir aßen unterwegs unsere letzten Kekse auf, von denen Kilian den ein oder anderen zuviel hatte, und sangen die Liederbücher in der Hand haltend unsere besten Pfadfinderlieder ("Kiefern im Wind").

Dann hatten wir es geschafft: nach einer kleinen letzten Bergwanderung konnten wir sehen wie unheimlich still und friedlich der Sorpesee unter uns lag. Die Motivation stieg sprunghaft an und wir waren innerhalb kürzester Zeit am See. Endlich konnten wir unsere neue Kohte aufstellen und in unmittelbarer Ufernähe unser Lager aufschlagen.

Lars und Crissy trampten in die nahe gelegene Stadt um letzte Zutaten für unser Abendbrot zu kaufen. Dabei stellten sie fest, dass die uns im Siegerland von einigen gesprächigen Jugendlichen angekündigte "Knausrigkeit der Sauerländer" zutraf: eine Frau nahm sie mit und verlangte, am Zielort angekommen, dann Spritgeld.

Als sie zurück waren begann die eine Hälfte zu kochen, die andere war mit der Einrichtung der Schlafplätze beschäftigt.

Den Abend verbrachten wir mit einer gemütlichen Singerunde am Lagerfeuer, und die mutigsten drei (Crissy, Lars, Karline) stürzten sich sogar noch in die Fluten und zogen ein paar Runden im kühlen Nass. 

Tag 3

"Wer hätte auch damit rechnen können, dass es im Sauerland an einem Sonntag schlechte Busverbindungen gibt?" Es war schwer für mich überzeugende Argumente zu finden. Der "Bus" fuhr hier bloß alle 2 Stunden, wir hatten ihn gerade verpasst und wussten auch nicht so Recht, ob er überhaupt an der "Haltestelle", auf deren Schild "optionale Haltestelle" stand, hielt. Das wussten im übrigen auch keine der ortsansässigen Leute, die wohl alle ein Auto haben. Zudem hatte ein Regenguss eingesetzt und alle waren deshalb schon voller Vorfreude auf eine wärmende Dusche. 

Wir fanden Unterschlupf im Hobbyraum eines an der Haltestelle gelegenen Campingplatzes, und konnten dort auf den Bus warten. Die Gitarrenklänge ertönten unmittelbar nachdem wir die Rucksäcke abgelegt hatten. Die 2 Stunden vergingen wie im Flug und tatsächlich - vielleicht auch dem panischen Winken einiger Stammesmitglieder geschuldet - hielt der "Bus" an. Der "Bus" besaß 8 Plätze von denen 2 bereits belegt waren, es hat also wirklich gerade so gereicht. Am späten Nachmittag hatte uns die Zivilisation zurück.

Fazit

Die von vielen befürchteten zweite Plackerei durch das Sauerland hatte sich eher als Wohlfühltrip entpuppt: die Berge waren in diesem Gebiet des Sauerlandes deutlich flacher. Dazu hatte ich erst meine Zweifel, wie es wohl "nur" zu sechst auf Fahrt sein würde, denn bei den Fahrten davor waren wir mit mindestens zehn Leuten unterwegs. Doch die geringe Anzahl bot die Möglichkeit enger zusammenzuwachsen, und mit jedem Gespräche zu fühlen. Mir hat es sehr gut gefallen, und auch das Wetter war an diesem Wochenende großartig!

Bericht von: basti

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